Bei der ersten Verpflegungsstelle in Todtnau bei Kilometer 25,5 lagen noch acht Herren mehr oder weniger zusammen. An achter Stelle war Luca Schwarzbauer von Lexware mit 24 Sekunden Rückstand unterwegs, dahinter folgte eine Lücke von fast zwei Minuten.
Simon Stiebjahn (Team Bulls) übernahm im folgenden Anstieg sofort die Initiative und «ballerte» (Sascha Weber) in den vier Kilometer langen Berg hinein. «Ich habe gemerkt, dass Julian (Schelb) Probleme hat und habe gleich durchgezogen, bin aber nicht hundert Prozent gefahren», erklärte Stiebjahn im Ziel. Das erlaubte Matous Ulman (Ceska Sporitelna-Accolade) aufzuschließen. Der Tscheche blieb Stiebjahns Begleiter bis zum letzten Anstieg, den das Duo bereits mit zweieinhalb Minuten Vorsprung auf drei Verfolger in Angriff nahm. «Ich habe gemerkt, dass ich am Berg stärker bin, wollte aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht alleine sein», berichtete Stiebjahn, «es waren ja noch 25 Kilometer zu fahren. Auf dem Flachstück hat mir Matous dann auch geholfen.»
Mit dem Teamwork war es dann am letzten Anstieg von Menzenschwand hinauf zum Caritashaus in Richtung Ziel am Seebuck aus. «Ich habe dann alles auf eine Karte gesetzt und bin glücklich, dass es geklappt hat», erklärte Stiebjahn. Er brachte schließlich noch über eine Minute Vorsprung mit ins Ziel.
Matous Ulman zeigte sich mit seinem zweiten Rang durchaus zufrieden. «Ich bin auf den zweiten Platz der Gesamtwertung nach vorne gerutscht», meinte der Sechste des Auftakt-Zeitfahrens. «Ich hatte am Ende mit Krämpfen zu tun, aber Simon war der Stärkere», so Ulmann.
Aus der dreiköpfigen Verfolgergruppe konnte sich überraschend Simon Schneller (Team Bulls) durchsetzen. Der U23-Fahrer ließ am Anstieg nach der Verpflegungszone Menzenschwand sowohl Julian Schelb (Stop&Go Marderabwehr) als auch Sascha Weber (Maloja-Rocky Mountain) hinter sich und schob sich ddamit auch auf Gesamtrang drei. «Ich dachte, ich kann eigentlich einen höheren Rhythmus fahren und ich konnte es durchziehen», so Schneller. «Das war ein super Tag für uns.» Ob er jetzt den Podest-Platz in der Gesamtwertung verteidigen will? Schneller grinste und sagte in der ihm eigenen, ruhigen Art: «Vor dem Start war das kein Gedanke. Schauen wir mal was die beiden Tage noch bringen.»
Schelb und Brandl verlieren
Julian Schelb wurde Vierter (+5:50). «Ich habe Stiebi direkt fahren lassen, weil ich schon am Stübenwasen gemerkt habe, dass es schwer wird. Da hat Stiebi auch schon mal Druck gemacht und ich wusste, wenn ich da mitgehe, dann reicht das nicht bis ins Ziel», konstatierte der Münstertäler.
Der Auftakt-Zweite Max Brandl war bis Todtnau in der Spitzengruppe, musste die Konkurrenz dann aber gleich abreißen lassen. «Die steilen Aufstiege haben ziemlich Körner gezogen», bekannte der Deutsche U23-Meister von Lexware, der als Tages-Zehnter mit 11:48 Minuten Rückstand wohl alle Chancen auf einen Podiums-Platz in der Gesamtwertung verloren hat.
Damen: Adelheid Morath im «Berg-Modus»
Bei den Damen hieß die Etappensiegerin wieder Adelheid Morath. Die Trägerin des Gelben Trikots gewann die 59 Kilometer mit 3:58 Minuten Vorsprung auf die Christina Kollmann-Forstner und 5:49 Minuten vor Robyn de Groot aus Südafrika.
Sabine Spitz (Wiawis Bikes), Adelheid Morath (jb Brunex-Felt) und Christina Kollmann-Forstner (Texpa-Simplon) kamen direkt hintereinander den Downhill zur ersten Verpflegungszone in Todtnau herunter. Nach diesen ersten 25 Kilometern hatte Robyn de Groot (Ascendis Health) aber nur einen Rückstand von 15 Sekunden auf das Trio.
Danach wurde das Rennen um die Plätze erst richtig eröffnet. Adelheid Morath schaltete im folgenden Anstieg in ihren «Berg-Modus», wie es Sabine Spitz später formulieren sollte und fuhr der Konkurrenz sofort davon. «Ich habe vorher schon gemerkt, dass ich an den steilen Dingern stärker war und habe in Todtnau dann gleich attackiert», erklärte Morath im Ziel Freude strahlend zu ihrem zweiten Etappensieg. «Die Form war schon bei der EM da», nickte die in St. Märgen im Hochschwarzwald aufgewachsene 34-Jährige. «Es konnte heute nicht besser laufen.»
Die Titelverteidigerin liegt jetzt 4:19 Minuten vor Christina Kollmann-Forstner. Die blies im Ziel die Backen auf. «Es war mega hart und das Schluss-Stück über die Skibrücke und die Wiese hoch, das tut noch mal richtig weh. Aber ich bin zufrieden.»
Die Salzburgerin war im Anstieg nach Todtnau erst mit Sabine Spitz zusammen, konnte sich dann aber absetzen und wurde auf dem Weg von Menzenschwand zur Passhöhe von Robyn de Groot eingeholt. Die Südafrikanische Marathon-Meisterin hatte dann allerdings Pech. Kurz vor der Skibrücke erlitt sie etwa 1,5 Kilometer vor dem Ziel einen Hinterrad-Defekt. Sie musste einiges an Wegstrecke laufen und verlor damit natürlich die Chance auf Rang zwei. «Ich habe wegen einer Verletzung Probleme mit den ganz intensiven Sachen. Da fehlt mir die Kraft im linken Bein. Deshalb ging auch der Prolog nicht so gut», erzählte de Groot. «Sonst bin ich mit heute zufrieden, abgesehen vom Defekt. Ich hoffe, ich habe mich beim Laufen nicht die Beine kaputt gemacht.»
Sie hatte Sabine Spitz eingeholt und war mit ihr gemeinsam in den Menzenschwand-Anstieg gegangen. «Etwa nach einem Drittel ist mir Robyn weg gefahren», berichtete Sabine Spitz, die direkt hinter de Groot als Vierte ins Ziel kam. «Am Anfang ging es ganz gut, ich konnte vorne mitfahren. Wobei ich natürlich nicht weiß, wie viel Körner Adelheid da eingesetzt hat. Mir fehlt vor allem die Kraft über einen längeren Zeitraum.»
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