Amsterdam (rad-net) - Nach zwei schweren Jahren beim Team Katusha-Alpecin verlief das Radsportjahr 2019 für Tony Martin wieder deutlich besser. So wurde er auch vorzeitig in das Aufgebot des niederländischen WorldTour-Teams für die Tour de France 2020 berufen.
«Für mich war das ein bisschen wie ein zweites Leben im Radsport», sagte Martin gegenüber Cyclingnews. «Nachdem ich viele Rennen bei Quick Step und HTC gewonnen hatte, befand ich mich bei Katusha in einer Art Brachland. Ich bin mit vielen Hoffnungen und Wünschen in meiner Karriere hierher [zu Jumbo-Visma, Anm. d. Red.] gekommen, und es war nur natürlich, in die Rolle eines Domestiken zu schlüpfen. Mir wurde klar, dass ich nicht mehr der Typ bin, der die großen Ergebnisse einbringen kann, und das ist okay für mich. Ich befand mich hier immer noch in einer Position, in der ich den Großen helfen konnte. Das hat mich sehr befriedigt. Auch ohne großen Sieg war es ein super erfolgreiches Jahr. Radfahren hat wieder Spaß gemacht.»
Martin wechselte zu Katusha, nachdem er 2016 seine vier Zeitfahr-Weltmeisterschaft gewonnen hatte. 2017 und 2018 blieb er jedoch weit auch hinter seinen eigenen Erwartungen zurück. Alles, von der Struktur, über Motivation bis hin zur guten Führung hätten bei Katusha-Alpecin gefehlt. «Man kann sicher sagen, dass es zwei verschwendete Jahre waren, aber ich hatte dort immer noch Spaß und ich hatte dort Freunde. Von beruflicher Seite habe ich viele Dinge verpasst, aber es hat mir geholfen, die Unterschiede zwischen einer erfolgreichen und einer nicht erfolgreichen Mannschaft zu erkennen», erklärte Martin.
Bei Jumbo-Visma kam Martin wieder in die Erfolgsspur zurück. Er gilt dort als wichtiger Domestik, fuhr mit der Tour de France und der Vuelta a Espana zwei weitere Grand Tours, galt als zentraler Fahrer im Teamzeitfahren und war wichtiger Helfer der Teamkapitäne. «Jetzt weiß ich, was meine Rolle ist», so Martin.
Martin wird nicht nur die Tour de France im Jahr 2020 bestreiten, sondern strebt bei den Zeitfahr-Weltmeisterschaften in der Schweiz einen fünften Titelgewinn an. Er hat bereits angekündigt, dass die Olympischen Spiele nicht Teil seines Rennprogramms sein werden, aber der Kurs bei der WM ist ganz nach seinem Geschmack. «Die Olympischen Spiele sind zu schwer für mich, aber auf diese Weise habe ich Zeit, mich zu erholen und dann bei der WM Vollgas zu fahren», sagte er. «Auf Strecken, die zu mir passen, kann ich immer noch mit den Besten mithalten. Die WM ist ein großes Ziel für mich. Ich möchte um die Medaillen fahren.»