Berlin (rad-net) - Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) hat auf den Rundumschlag des Sportausschusses des Bundestages reagiert und jede Zusammenarbeit angekündigt. BDR-Generalsekretär Martin Wolf sagte: «Der BDR wird selbstverständlich jede Frage beantworten und nutzt gerne die Gelegenheit, um mit sachdienlichen Informationen zu dienen.» Wegen der Dopingskandale der letzten Zeit hatten am Mittwoch einige Politiker gefordert, dem Verband die Mittel für 2009 zu sperren oder gar zu streichen.
Entsprechende Gespräche hatte Eberhard Gienger, stellvertretender sportpolitischer Sprecher der CDU und gleichzeitig Vizepräsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gegenüber seinen Kollegen angemahnt: «Bevor wir Politiker zum schärfsten Schwert greifen, müssen wir dem BDR Gelegenheit zur Stellungnahme geben.» BDR-Präsident Rudolf Scharping soll am 12. November vor dem Sportausschuss erscheinen und zur Anti-Doping-Politik seines Verbandes Stellung nehmen. Allerdings, so Generalsekretär Wolf, läge dem BDR bisher «weder eine Einladung vor, noch ist während meiner kompletten Amtszeit der Vorsitzende des Sportausschusses mit konkreten Fragen an mich herangetreten».
Dieser äußerte sich am Mittwoch dagegen erneuet ausführlich gegenüber den Medien: Die Politik sei nicht mehr bereit, das länger zu tolerieren, betonte der Vorsitzende der Sportausschusses, Peter Danckert. Nicht in Ordnung seien die Gesamteinstellung des Verbandes, das Verhalten der handelnden Funktionäre und überhaupt die gesamte Struktur, so Danckerts detaillierte Vorwürfe. Danckerts Stellvertreter Peter Rauen schlug ähnlich zu: «Jetzt muss ein Stopp-Signal kommen. Irgendwann müssen wir Politiker die Schnauze voll haben.» Grünen-Sportpolitiker Winfried Hermann, der bereits einen Antrag auf komplette Streichung der Fördermittel 2009 eingebracht hatte, sagte: «Jetzt ist endgültig Zeit zu handeln.»
Dass der Bund Deutscher Radfahrer, unter anderem mit der Einführung von Blutpässen im Anti-Doping-Kampf, im Anti-Doping-Kampf federführend ist, spielte für die Politiker offenbar keine Rolle. «Der Sport hat insgesamt ein Problem namens Doping, das er in einem ständigen Kampf bewältigen muss. Da nur den Radsport herauszugreifen, wird dem Ernst der Herausforderung nicht gerecht. Ich frage mich deshalb auch, welche Initiativen ergriffen wurden, um alle internationalen Grenzwerte zu vereinheitlichen oder erst einmal da einzuführen, wo es noch gar keine gibt. Am besten wäre es, die schärfsten Grenzwerte und das System der Blutprofile, des Blutpasses im ganzen Sport einzuführen – nicht nur im Radsport, wo das ja alles schon verwirklicht ist», so Rudolf Scharping.
Auch Wolf kritisierte, eine komplette Sperrung der Mittel würde vor allem dem Breitensport schaden, sei doch nur «knapp ein Prozent der Gesamtförderung durch den Bund, in diesem Jahr rund 24 000 Euro, für die Profis auf der Straße aufgebracht worden». Außerdem würden die Mittel im Anti-Doping-Kampf fehlen. Radprofi Linus Gerdemann hat ebenso vor Kollateralschäden gewarnt. «Man sollte überlegen, dass die Mittelstreichung auch dem Nachwuchs auf die Füße fallen würde», sagte die deutsche Radsport-Hoffnung der dpa. «Das wäre alles andere als sinnvoll.»
Grund für die Forderungen der Politiker waren offenbar fehlende Anti-Doping-Kontrollen bei den deutschen Marathon-Meisterschaften der Mountainbiker in Singen. Der Verband, der von Seiten des Bundes Mittel für knapp 300 Wettkampfkontrollen bekommt, diese jedoch bereits durchgeführt hat, hatte für die Meisterschaften in der nicht-olympischen Disziplin, an der zu 95 Prozent Hobby-Fahrer teilnehmen, zusätzliche Mittel beantragt. «Der Antrag auf Kostenübernahme ist vom Bund allerdings abgelehnt worden», so Martin Wolf. Auf Grund seiner angespannten Haushaltslage hat der Verband für die Meisterschaften im Marathon anschließend auf Kontrollen verzichtet. Bereits bei den Deutschen Meisterschaften auf der Bahn Ende August in Büttgen hatte der BDR zahlreiche Kontrollen auf eigene Kosten durchführen lassen.
Neben der Sperrung oder Streichung von Bundesmitteln 2009 droht dem Radsport-Verband zudem auch eine Rückzahlung eines Teils der erhaltenen Gelder in diesem Jahr. Wegen des Vorfalls in Singen prüfen das Bundesinnenministerium sowie das Bundesverwaltungsamt, ob die für diese Veranstaltung bereitgestellten Mittel zurückverlangt werden.