Freiburg (dpa) - Der Imageschaden für die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ist immens - die Verantwortlichen stehen dem Dopingsumpf fassungslos gegenüber und waschen ihre Hände in Unschuld.
«Die kriminelle Energie, mit der wir konfrontiert sind, ist erschreckend», räumte Matthias Brandis ein, der als Leitender Ärztlicher Direktor des Uniklinikums an den internen Ermittlungen beteiligt ist. Nach dem aufsehenerregenden Zwischenbericht der Untersuchungskommission sprach er von «schändlichen Ereignissen».
Vor fünf Monaten war die Hochschule zur Elite-Universität aufgestiegen - jetzt steht nicht nur die einst so ruhmreiche Sportmedizin vor einem Scherbenhaufen. «Es besteht natürlich die Gefahr, dass unsere Universität in ein schiefes Licht gerät», sagte Rektor Wolfgang Jäger. Die Hochschule, die im vergangenen Sommer ihr 550-jähriges Bestehen gefeiert hat, setze daher auf Aufklärung. «Wir müssen alles dafür tun, damit die Freiburger Universität nicht nur mit Doping in Verbindung gebracht wird.» Bislang ist dies seiner Ansicht nach gelungen: «In vielen persönlichen Gesprächen habe ich festgestellt, dass die Menschen zwischen der wissenschaftlichen Leistung unserer Universität und den Doping-Verfehlungen einzelner Mitarbeiter unterscheiden können.» Dennoch belaste die Affäre die gesamte Institution.
Für Jäger kommen die neuerlichen Enthüllungen zur Unzeit: Am 1. April geht der 67 Jahre alte Politologe nach 13 Jahren im Amt in den Ruhestand. «Ich persönlich hätte mir zum Abschied andere Schlagzeilen gewünscht», sagt er. Sein Nachfolger Andreas Voßkuhle hält sich beim Thema Doping in der Öffentlichkeit zurück. «Wir haben es mit einzelnen Schwarzen Schafen zu tun. Über das Gesamtbild der Universität sagt das nichts aus», sagt Voßkuhle.
Die Aufklärung sei schwierig, weil es innerhalb der Freiburger Sportmedizin «eine Mauer des Schweigens» gebe, sagte Brandis. Für die Ermittler sei dies frustrierend. «Innerhalb der Uniklinik hat es Mediziner gegeben, die ein Eigenleben geführt haben. Dies zu erkennen, ist schmerzhaft.»
Auch der Leiter der Freiburger Sportmedizin, Hans-Hermann Dickhut, verteidigte sich und die Angestellten des Uniklinikums: «Ich und meine Mitarbeiter sind getäuscht worden. Ich bin sehr enttäuscht. Die Dopingpraktiken waren außerhalb des kontrollierbaren Bereichs, es war ein abgeschottetes System.» Rückendeckung bekamen die Verantwortlichen vom Vorsitzenden der Untersuchungskommission, Hans Joachim Schäfer. «Es gibt nichts, was für eine Verstrickung oder für ein Mitwissen spricht», sagte der Jurist.
Derweil hat das Universitätsklinikum im Namen des Landes beim Arbeitsgericht Freiburg Klage gegen die früheren T-Mobile-Teamärzte Andreas Schmid und Lothar Heinrich eingereicht. Den beiden Medizinern wird vorgeworfen, als Angestellte anderen Auftraggebern Leistungen erbracht zu haben und dafür bezahlt worden zu sein. Sie hatten im Mai 2007 gestanden, das Doping einzelner Profis unterstützt zu haben.