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Der spanische Arzt Eufemiano Fuentes steht im Mittelpunkt der Ermittlungen.
15.02.2008 14:10
Die «Operación Puerto» wird neu aufgerollt

Madrid (dpa) - Die «Operación Puerto» geht in eine zweite Runde. Die spanische Justiz hat entschieden, das vor fast einem Jahr eingestellte Verfahren um den bislang größten Dopingskandal der Radsportgeschichte, der womöglich auch andere Sportarten betrifft, neu aufzurollen.

Das zuständige Madrider Gericht sieht nach Presseberichten Indizien dafür, dass der mutmaßliche Dopingarzt Eufemiano Fuentes und der Blutspezialist José Luis Merino Batres die von ihnen behandelten Radsportler gesundheitlich gefährdet haben könnten.

Die rund 50 im Zusammenhang mit dem Fall genannten Fahrer, darunter Jan Ullrich oder der frühere Giro-Sieger Ivan Basso, können strafrechtlich nach wie vor aber nicht von der spanischen Justiz belangt werden: Als die «Operación Puerto» (Operation Bergpass) im Mai 2006 aufflog, war Doping in Spanien noch nicht strafbar. «Ich gehe derzeit durch die Hölle. Aber ich habe es auch verdient», sagte der noch bis Oktober suspendierte Basso der Zeitung «El País».

Gegen die Einstellung der Ermittlungen hatten unter anderem Spaniens oberste Sportbehörde (CSD), der Weltradsportverband (UCI), die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und das Internationale Olympische Komitee (IOC) Einspruch erhoben. Diesem gab Richter Arturo Beltrán nun teilweise statt.

«Das ist eine gute Nachricht», sagte IOC-Vizepräsident Thomas Bach der dpa. «Ich hoffe, dass das Verfahren schnell in Gange kommt und die Akten an die internationalen Sportverbände übermittelt werden.» Dann könnten die Fälle geprüft und möglicherweise Sanktionen verhängt werden. Dass das IOC vehement die Aufklärung des Skandals gefordert hat, habe zur Wiederaufnahme mit beigetragen. «Wir haben in dieser wichtigen Sache den Spaniern deutlich gemacht, dass ihre Rolle im Anti-Doping-Kampf daran gemessen wird», sagte Bach.

Richter Beltrán ordnete nun unter Aktenzeichen 496/08 an, die Behandlung der Radprofis mit präparierten Eigenblutkonserven genauer unter die Lupe zu nehmen. Spanische Ermittler hatten seinerzeit bei Fuentes und Co. mehr als 200 Blutbeutel beschlagnahmt. Sie wurden bei minus 35 Grad gelagert und waren im Fuentes-Jargon deshalb als die «Sibirier» bekannt. Das Toxikologische Institut soll nun klären, ob die Verabreichung dieses Blutes etwa bei unkorrekter Konservierung den Radsportlern hätte schaden können.

«Was wäre etwa passiert, wenn es vor der Verabreichung einen Stromausfall gegeben hätte oder der Lieferant mit einem Blutbeutel im Stau stecken geblieben wäre?», will der Richter wissen. Seiner Ansicht nach könnte bei Fuentes und Merino Batres ein Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz vorliegen. Darauf stehen sechs Monate bis zwei Jahre Haft.

Mit den neuen Ermittlungen wird Antonio Serrano betraut. Das ist derselbe Richter, der das Verfahren vor elf Monaten eingestellt hatte. Er hatte dies damals damit begründet, dass Doping in Spanien noch kein Strafbestand war, als der Skandal um Fuentes aufflog. Inzwischen gibt es zwar ein Antidoping-Gesetz, es ist aber nicht rückwirkend anwendbar. Dennoch wird spekuliert, Richter Serrano könne den jeweiligen Radsportverbänden zwecks Sanktionen für die Fahrer nun größeren Einblick in die Ermittlungen geben. Als ausgeschlossen gilt jedoch, dass er der Forderung von UCI oder WADA nachkommt, per DNA-Vergleich die Blutbeutel den jeweiligen Radprofis zuzuordnen. Eine solche Probe sei nur mit Einverständnis des Betroffenen möglich. Mit einem Abschluss der neuen Ermittlungen wird nicht vor einem halben Jahr gerechnet.

Basso hatte seinen Dopingversuch bei Fuentes gestanden, ebenso Radprofi Michele Scarponi (Italien). Bereits im Januar hatte das Nationale Olympische Komitee Italiens (CONI) mit den spanischen Akten ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Alle noch aktiven, in den «Puerto-Akten» genannten Profis sollen in Italien angehört werden, darunter auch der Tour-de-France-Sieger Alberto Contador und sein Landsmann Alejandro Valverde.

Bei dem inzwischen zurückgetretenen Ullrich hat die Staatsanwaltschaft Bonn nach einem DNA-Vergleich nachgewiesen, dass neun bei dem spanischen Mediziner beschlagnahmte Blutbeutel eindeutig dem deutschen Ex-Radprofi zuzuordnen sind. Ausserdem liegen der Behörde Belege für Kontobewegungen zwischen Ullrich und Fuentes vor.


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