Cottbus (dpa) - 117 Männer und 82 Frauen bewerben sich in Cottbus um die deutschen Meistertitel im Straßenradrennen, bei denen Fabian Wegmann (Milram) und die einheimische Luise Keller als Titelverteidiger an den Start gehen.
Zwei Tage zuvor geht es an der gleichen Stelle um Meisterehren im Zeitfahren, bei dem es zum teaminternen Kräftemessen zwischen dem Senkrechtstarter Tony Martin (Erfurt/Team Columbia-Highroad) und Weltmeister Bert Grabsch aus Wittenberge kommt. Dabei pikant am Rande: Der Tour-de-Suisse-Zweite Martin ist bereits für die Tour-Auswahl nominiert und soll sich auf das Weiße Trikot für den besten Nachwuchsfahrer konzentrieren. Grabsch dürfte für Columbia-Highroad bei der Tour nicht dabei sein.
Der durch den Abschlussbericht der Freiburger Untersuchungs-Kommission mit Blutdoping im Jahr 2006 namentlich in Verbindung gebrachte Andreas Klöden startet in Cottbus nicht. «Er hat nicht gemeldet. Da er im Besitz einer Lizenz ist, hätte er starten können», sagte Verbands-Sport-Direktor Burckhard Bremer, der mit 30 000 Zuschauern rechnet. Rudolf Scharping, der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), scheint mit dem Thema Klöden abgeschlossen zu haben. «Sportrechtlich sind die Schweizer zuständig, sportpolitisch haben wir bereits die Konsequenzen gezogen, als wir ihn weder für die WM noch Olympia benannten», sagte der frühere Verteidigungsminister in Cottbus.
Der BDR würde höchstens tätig werden, wenn staatsanwaltschaftliche Ermittlungen das nötig machten. Der Abschlussbericht der Kommission, der die Vorgänge in der sportmedizinischen Abteilung der Uni Freiburg unter den damaligen T-Mobile-Ärzten Lothar Heinrich und Andreas Schmid untersuchte, war von der Staatsanwaltschaft angefordert worden. In ihm steht, dass sich Klöden nach dem Tour-Prolog 2006 in Freiburg Blutdoping unterzogen habe. Das hatte bisher keine Konsequenzen für den Wahl-Schweizer - bei der Frankreich-Rundfahrt startet der zweimalige Tour-Zweite im Astana-Team an der Seite der Favoriten Alberto Contador und Lance Armstrong.
Scharping sieht inzwischen beim durch Doping und die Wirtschaftskrise angeschlagenen Radsport «Zeichen der Stabilisierung auf niedrigem Niveau». Trotzdem war es schwer, einen Austragungsort für die Titelkämpfe zu finden, die Dresden zurückgegeben hatte. Unter hohem finanziellen und ehrenamtlichen Aufwand sprangen Cottbus und das Bundesland Brandenburg ein. Die Meisterschaften anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des RK Endspurt Cottbus müssen mit einem Mini- Etat von 75 000 Euro auskommen.