Salzburg (rad-net) - Am Mittwoch beginnen in Salzburg die Weltmeisterschaften
im Straßenradsport und ein Jahr vor den Titelkämpfen im eigenen Land sind sie ein
wichtiger Gradmesser für die deutsche Mannschaft. Im nachfolgenden Interview
spricht BDR-Präsident Rudolf Scharping über seine Erwartungen und die Chancen
des BDR.
Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf die bevorstehende
Weltmeisterschaft?
Scharping: „Wir gehen
in allen drei Rennklassen mit optimal vorbereiteten Athletinnen und Athleten an
den Start. Aber das wird eine sehr schwere WM für unsere Sportlerinnen und
Sportler. Regina Schleicher ist Weltmeisterin bei den Frauen und sieht selbst,
dass der Kurs – auf Deutsch – nichts für sie ist. Bei den U23 und den Männern
muss man mal sehen, welchen Rennverlauf die schwere Strecke zulässt. Und dann
schau’n mer mal, auch im Zeitfahren.“
Rechnen Sie mit Medaillen?
Scharping: „Warten wir
es mal ab. Wir haben starke Mannschaften, aber im Straßenrennsport sind
Voraussagen immer fast wie Lotto. Wir hoffen, dass sich die Erfahrenen wie Erik
Zabel und die Jüngeren als Mannschaft präsentieren. Das gilt ebenso bei den
Frauen. Diesen Teamgeist werden wir schon genau beobachten – das ist der
Einstieg in das 'Team Olympia', das wir für den Radsport mit Blick auf 2008 und
2012 formen wollen – auf der Straße wie für die Bahn.“
Nun haben aber Leistungsträger wie Jens Voigt und Andreas Klöden das
Straßenrennen abgesagt. Wird das die Mannschaft schwächen?
Scharping: „Natürlich
hätte ich es gern gesehen, wenn auch Klöden und Voigt an den Start gegangen wären.
Aber sie fühlen sich nach der sehr anspruchsvollen Saison den Belastungen eines
WM-Rennens nicht mehr gewachsen. Das respektieren wir. Die beiden sind ja sehr
erfolgreiche Sympathieträger. Und bei den Männern ist Erik Zabel besonders
erfahren und erfolgreich. Stefan Schumacher, Fabian Wegmann, Patrik Sinkewitz
und die anderen – als Mannschaft können die gut mitreden, als
homogenes Team, denn nur das garantiert eine Chance auf Erfolg.“
Die Nachwuchsklasse leidet stets ein wenig unter der Dominanz der
Italiener und der osteuropäischen Mannschaften. Geht der BDR in der
WM-Vorbereitung der U23 den richtigen Weg?
Scharping: „Ein ganz
klares Ja! Das bestätigt die Vielzahl der erfolgreichen deutschen Profis, die
ihre ersten internationalen Erfolge in der Nationalmannschaft unter der Leitung
von Peter Weibel feierten. Wir gehen einen behutsamen Weg, um die jungen Leute
an die Spitze zu führen. Das WM-Rennen der U23 ist auch eine Orientierungshilfe
im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2008 in Peking.“
Im Frauenradsport steht der BDR an der Weltspitze. Glauben Sie, dass es
gelingt, nach Judith Arndt und Regina Schleicher zum dritten Mal in Folge eine
deutsche Fahrerin als Weltmeisterin zu küren?
Scharping: „Das ist
sehr, sehr schwer. Die Mannschaft ist aber bestens vorbereitet. Das sagen ja die
jüngsten Erfolge in den internationalen Rennen aus.“
Im nächsten Jahr finden die Weltmeisterschaften in Stuttgart statt. Ist
dies – auch unter dem Blickwinkel der jüngsten Dopingfälle – nicht
eher ein ungünstiger Termin oder sehen Sie darin eine große Chance für den
deutschen Radsport?
Scharping: „Wir haben
unsere Haltung in der Dopingfrage ganz klar gemacht und eine Serie sehr harter
Maßnahmen beschlossen, gemeinsam mit den Teams, den Veranstaltern, den
Sponsoren. Aus dem europäischen Radsport gibt es ebenso positive Reaktionen wie
von der UCI. Auch der Maßnahmenkatalog des Bundesinnenministeriums enthält
fast alles, was wir im Radsport beschlossen haben.
Stuttgart bietet uns also auch die Möglichkeit, der
deutschen Bevölkerung und der ganzen Welt in einer einzigartigen Atmosphäre zu
zeigen, wie großartig dieser Sport ist. Wir werden eine sportlich und
organisatorisch hochkarätige Weltmeisterschaft erleben. Daran wird schon jetzt
in Stuttgart von sehr vielen ganz intensiv gearbeitet. Und Deutschland ist ein
prima Gastgeber, wie die faszinierende Fußball WM ja bewiesen hat.“