Namur (rad-net) - Robbie McEwen profitierte auf der 2. Etappe der Tour de France von einem Sturz im Feld auf der Zielgeraden und sicherte sich seinen ersten diesjährigen Etappensieg.
Der Australier verwies im Ziel der 2. Etappe nach 197 km in Namur den neuen Träger des Gelben Trikots, Thor Hushovd, auf den zweiten Platz. Der bullige Sprinter, dem die Zeitgutschrift von 12 Sekunden zum Sprung an die Spitze reichte, ist der erste Norweger der Tour-Geschichte in Gelb.
Supersprinter Alessando Petacchi aus Italien, der in der ersten Tour-Woche 2003 vor seinem Ausstieg vier Etappen gewonnen hatte, ging erneut leer aus. Danilo Hondo (Cottbus/Lugano) vom Team Gerolsteiner wurde wie am Vortag Vierter, der Weltranglisten-Dritte Erik Zabel (Unna) Siebenter. Der Schweizer Fabian Cancellara aus dem Petacchi-Team Fassa Bortolo musste seine Führung nach einem Tag in Gelb abtreten. «Ich habe den zweiten Tag vergeblich auf Petacchi gesetzt. In seinem Windschatten hatte ich meine Chance gesucht, aber leider hat es wieder nicht geklappt», sagte Zabel, der in seiner Tour-Karriere schon 12 Etappen gewann.
Die Tour-Favoriten Jan Ullrich, durch eine Erkältung leicht gehandicapt, und Lance Armstrong verlebten zwischen Charleroi und Namur einen relativ ruhigen Tag und erreichten zeitgleich mit McEwen das Ziel. Armstrong ist im Gesamtklassement mit 18 Sekunden Rückstand auf Hushovd Vierter einen Rang vor dem besten deutschen Profi, Jens Voigt aus Berlin (23 Sekunden zurück). Zeuge des trubulenten Finales in Namur, bei dem 200 Meter vor dem Ziel zwei Fahrer zu Fall gekommen waren, war auf der Tribüne auch der belgische König Albert.
«Am Sonntag war ich Dritter, heute Zweiter, erst hatte ich das Grüne Trikot, heute Gelb - morgen will ich den Etappensieg», sagte Hushovd, den auf der 3. Etappe zwischen Waterloo und Wasquehal ein Mix aus den Frühjahrs-Klassikern Flander-Rundfahrt und Paris-Roubaix erwartet.
Tour-Neuling Sebastian Lang aus Erfurt durfte sich einige Stunden als Träger des Gelben Trikots fühlen. Seine Ausreißergruppe, die sich kurz nach dem Start zusammengefunden hatte, verfügte lange über einen Vorsprung, der den Gerolsteiner-Profi zum theoretischen Spitzenreiter machte. Doch 22 Kilometer vor dem Ziel war die Flucht der sechs Profis beendet. Sie waren über 160 km vorweg gefahren.
Ullrich ist seit dem Tour-Start durch eine Erkältung leicht gehandicapt. «Es geht ihm aber schon besser», sagte sein Betreuer Rudy Pevenage vor dem Start der 2. Etappe. «Das ist eine Wald- und Wiesen-Erkältung, die abklingt und keine Medikamentierung nötig machte», erklärte Team-Arzt Lothar Heinrich. Etwas angespannt reagierte Team-Manager Walter Godefroot auf Nachfrage: «Ich finde es peinlich, dass das öffentlich wird. Es ist eine Sache zwischen Arzt und Patient. Jan hat kein Fieber - überhaupt nichts Gravierendes.»
Seine enttäuschende Vorstellung beim Prolog in Lüttich, als Ullrich auf 6,1 Kilometern 15 Sekunden auf den fünffachen Toursieger Armstrong verloren hatte, sei von der Erkrankung nicht beeinflusst gewesen, meinte Pevenage: «Jan hatte einfach keinen guten Tag.» Im Vorjahr hatte der Olympiasieger einen Darminfekt in den Alpen überstanden. Nach der Tour hatte er im Fernsehen zugegeben, dass ein offensichtlich überlagertes Eiweiß-Produkt Schuld an den Schwierigkeiten gewesen sei.
Bei einem Sturz am Ende des Hauptfeldes 41 km vor dem Ziel stürzte der Italiener Gian-Matteo Fagnini, jahrelang Helfer von Erik Zabel, schwer. Der Anfahrer von Ex-Weltmeister Mario Cipollini musste das Rennen mit einem Schlüsselbeinbruch aufgeben. Der ebenfalls gestürzte CSC-Fahrer Andrea Peron (Italien) konnte weiter fahren.
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