Berlin (dpa) - Der deutsche Profi-Radrennstall Milram strebt eine Trennung von seinem Mannschaftsarzt Marc Schmidt an.
«Er ist jetzt von der Arbeit freigestellt. Wir versuchen, uns aufgrund eines möglichen Imageschadens von ihm zu trennen», sagte Milram-Teamchef Gerry van Gerwen der Deutschen Presse-Agentur dpa. Auch Schmidt hatte gemeint, es sei besser für ihn und Milram, «wenn sich nun die Wege trennen». Er bestritt aber, in Dopingpraktiken verwickelt gewesen zu sein und reagierte damit auf Äußerungen des zurückgetretenen Tour-Dritten Bernhard Kohl. Der «Süddeutschen Zeitung» sagte Schmidt jedoch, er sei «am Boden zerstört».
Der Niederländer van Gerwen erklärte, dass die Angelegenheit «beim Anwalt» liege. «Ich hoffe, das so schnell wie möglich zu klären.» Allerdings gestalte sich die Trennung als nicht einfach. «Moralisch, ethisch und imagemäßig ist die eine Seite, juristisch die andere», sagte van Gerwen. Nach Kohls TV-Auftritt war Schmidt vom Milram-Team vorsorglich von der Bayern-Rundfahrt abgezogen worden, deren erste Etappe André Greipel gewann.
Schmidt betonte in der «Thüringer Allgemeine» aus Erfurt, er habe keine Dopingmittel besorgt, weitergeleitet oder selbst verabreicht. Ein teamgesteuertes Doping beim einstigen Gerolsteiner-Team, für das er zuvor tätig war, habe es «definitiv nicht» gegeben. Gegen ihn selbst seien bisher weder von Sportlern noch von Dritten Vorwürfe erhoben worden, erklärte der Mediziner.
Er war von Kohl in der ARD-Sendung «Beckmann» vage belastet worden. «Wenn ein Arzt eins und zwei zusammenzählen kann, weiß er, dass diese Leistung nicht ehrlich zustande kommt», hatte der zurückgetretene Österreicher gesagt, aber die Frage nicht kommentiert, ob Schmidt Mittäter oder Mitwisser gewesen sei. Schmidt meinte dazu, er könne durchaus eins und eins zusammenzählen. «Wenn ich nichts sehe und beweisen kann, kann ich auch nichts sagen», erklärte er jedoch.
Kohl habe schon vor dem Gewinn des Bergtrikots bei der Tour de France eine stetige Leistungssteigerung gezeigt. «Ich kann nicht jeden Athleten nur wegen seiner herausragenden sportlichen Leistungen des Dopingmissbrauchs verdächtigen», sagte Schmidt. «Um einen Verdacht zu äußern, bedarf es belastungsfähiger Beweise. Diese konnten bis Ende der Tour de France nicht erbracht werden.» Erst danach sei es möglich gewesen, das Blutdopingmittel CERA nachzuweisen, das auch bei Kohls Zimmerkollege Stefan Schumacher festgestellt worden war. Schumacher bestreitet Doping jedoch.