Linz (rad-net) - Das Team Merida-Schulte aus Linz am Rhein hat seine Pforten geschlossen. Das teilte Team-Chef Klaus Dillmann via Abschieds- und Dankeschön-Text auf Facebook mit. Nach zehn Jahren beendet der Gründer der Equipe sein Engagement und hinterlässt damit zumindest im Rheinland eine Lücke.
«In absolutem Frieden und Zufriedenheit», erklärte Klaus Dillmann auf Nachfrage, blicke er zurück auf das, was er und seine Mitstreiter im nördlichen Rheinland-Pfalz «aus dem Nichts» aufgebaut haben. Aus dem Nichts und eigentlich weil sein Sohn Nils ja immer weinte, wenn sich der Papa in seinen Rennradsattel schwang und hin und wieder zur eigenen Belustigung davon fuhr. «Mit Sechs sagte Nils, er wolle mit. Dann haben wir halt ein Fahrrad für den Wald gekauft. Als dann ein paar andere Jungs mit Aldi-Rädern dazu kamen und irgendwann sagten: wir wollen Rennen fahren, dann haben wir das halt gemacht.» So erzählt das Klaus Dillmann in seiner freundlichen Art, in sich gerne ein Schuss Ironie wiederfindet. Als die Jungs dann den Landeskader NRW enterten, musste Dillmann rasch feststellen, dass dessen Unterstützung auch keine Wunder bewirken kann.
«So habe ich das aus meinem unternehmerischen Alltag heraus selbst in die Hand genommen», erzählt der heute 54-Jährige. Und zwar indem der Stahl-Händler (Schulte) 2008 in einem leer stehenden Gebäude der Firma ein Fahrradgeschäft eröffnete und dort Merida-Bikes verkaufte. Um dann 2009 das Team Merida-Schulte ins Rennen zu schicken.
Seine sportlichen Hochzeiten erlebte das Team als man 2014 mit Nina Wrobel (Elite) und Sarah Bauer (Juniorin) EM- und WM-Teilnehmerinnen mit an Bord hatte.
Warum dies alles jetzt ein Ende hat? «Ich bin gerade Großvater geworden und irgendwann ist auch mal gut. Ich habe mal nachgerechnet: 2012, 2013, da waren wir bis zu 30 Wochenenden unterwegs. Das kostet viel Geld und viel Kraft. Und wenn du nach Regenwochenenden am Sonntagabend heimkommst, alles ist verschlammt und am Montag musst du wieder ins Büro...» Dillmann atmet kurz durch. «Das kann man mal eine Zeit lang machen.»
Auch diese unzählige Male, die er mit dem Transporter gen Süden gedüst ist. An manchen Autobahnen kenne er «jeden Leitpfosten», sagt Dillmann.
Dass das Ehepaar Susi und Matze Rödel, das teilweise drei seiner Kinder im Team hatte, dann aber irgendwann nicht mehr, zwar zwei Jahre lang noch die Stange hielt, Ende der Saison aber auch ciao sagte.
Ihnen allen, inklusive Mechaniker, kulinarischer und medizinischer Betreuung durch Susanne und Dirk Traupe, den «Flaschenanreicher», «Fahrradputzern» und «Fotografen» sei er dankbar und man hätte eine tolle Zeit miteinander gehabt. Auf seinen Abschiedspost hin, hätte es auch viele nette Rückmeldungen gegeben. «Bei Jonas Tiede hatte ich fast Tränen in den Augen», bekennt Dillmann. Aber es sei ja auch mal schön im Winter nicht den Bus wieder neu lackieren zu müssen, Material zu bestellen und so weiter. «Jetzt sind die zwei Schäferhunde an der Reihe», sagt Dilmann. Und Sohn Nils fährt nun Straßenrennen (»weniger Aufwand»).
Der nationalen Mountainbike-Szene werden die schwarz-grünen Trikots fehlen. Der oder die eine oder der andere Sportler fand bei Dillmanns Equipe eine Teamstruktur, die es ermöglichte den Sport zu betreiben.