St. Wendel (rad-net) - Nach seinen formidablen Weltcup-Resultaten trägt Moritz Milatz (BMC Racing) bei der Europameisterschaft in St. Wendel die Hoffnungen im deutschen Lager. Klarer Favorit ist sein Teamkollege Julien Absalon, der seinen dritten EM-Titel in der Elite einfahren könnte. Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing) ist verhalten optimistisch.
Ob Milatz nach Rang fünf in Albstadt und zuvor Platz drei in Nove Mesto mit einer Medaille liebäugelt? «Da habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht», sagt der Freiburger. «Sicher habe ich Chancen, wenn ich noch mal so eine Tagesform habe. Auf jeden Fall bin ich nach den letzten beiden Rennen erleichtert und motiviert». Von Albstadt habe er sich ganz gut erholt, so Milatz.
Der EM-Kurs wird wohl ein völlig anderes Rennen produzieren. Daher ist es für die Fahrer wichtig, von Anfang an vorne mit dabei zu sein, da es sonst mit großem Energie-Aufwand verbunden ist, von einer Gruppe zur anderen zu springen. Im Weltcup fuhr Milatz jeweils von hinten heran. Andererseits sollten ihm die physischen Ansprüche der 6,85 Kilometer entgegenkommen. Ein Rennen ist Milatz (abgesehen vom Team Relay am Mittwoch) auf dem Kurs noch nie gefahren. 2003 wollte er in St. Wendel beim Weltcup starten, brach sie aber im Training die Hand.
Im ARD-Morgenmagazin hat sich Manuel Fumic am Dienstag mit einem Grinsen weit aus dem Fenster gelehnt. «Zufrieden wäre ich, wenn ich mit einer Medaille nach Hause kommen würde.» Klar, die Frage war entsprechend gestellt. Und sicher wäre er zufrieden damit. Gegenüber rad-net formulierte er das etwas zurückhaltender. «Natürlich nehme ich die EM ernst und will versuchen, ein möglichst gutes Rennen zu fahren. Aber sie stand eigentlich nie so im Fokus. Ich hoffe, ich kann möglichst viele Weltranglistenpunkte mitnehmen», sagt Fumic.
Sich selbst am Sonntag (13.30 Uhr) zu den Medaillenkandidaten zu zählen, wäre nach den letzten Wochen wohl etwas zu vermessen. «Die Form passt eigentlich und ich hoffe, dass noch mehr Power raus kommt als in Albstadt», gibt er sich vorsichtig optimistisch. Bei der EM 2008 war Fumic Achter.
Titelverteidiger Julien Absalon ist nach seinem historischen Triumph vom Sonntag, als er mit seinem 29. Weltcupsieg zum alleinigen Rekordhalter wurde, der absolute Topfavorit. Weltmeister Nino Schurter lässt die EM aus, weil er ein zweites Intermezzo auf der Straße plant. Auch Florian Vogel (Scott-Odlo), der sich 2008 in St. Wendel zum Europameister kürte, oder der damalige Zweite José Hermida (Multivan-Merida) können vorne mitmischen. Das gilt auch für den Schweizer Fabian Giger und Stephane Tempier aus Frankreich.
Hermida zeigt sich jedenfalls gespannt. «Wir sind inzwischen einen ganz anderen Fahrstil gewohnt. Auf dieser Strecke ist es mehr ein Rhythmus fahren und die Taktik wird eine wichtige Rolle spielen», meint der Spanier. Markus Schulte-Lünzum (Focus XC) war nach seinen starken ersten drei Runden in Albstadt zuversichtlich, dass er auch in St. Wendel eine gute Leistung abrufen kann. Ein Top-15-Resultat scheint im Bereich des Möglichen.
Simon Stiebjahn (Team Bulls) kann nach den enttäuschenden Resultaten in Nove Mesto und in Albstadt nur hoffen, dass es in St. Wendel endlich hinhaut mit der richtigen Tagesform. «Ich hoffe, vom Gefühl her ein gutes Rennen machen zu können und eventuell in die Top 30 zu fahren. Sicher habe ich eigentlich höhere Ziele, aber nach den letzten Wochen wäre ich damit vorerst zufrieden», sagt Stiebjahn.
Unerwartet hat es auch Martin Gluth (EBE-Racing) zur EM geschafft. «Vor der Saison hätte ich das nicht gedacht», so Gluth. «Das Rennen in St. Wendel wird taktisch geprägt sein. Ich hoffe eine gute Gruppe zu erwischen», meint Gluth, der sich am vergangenen Wochenende einen leichten Infekt eingehandelt hat.
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