Heubach (rad-net) - Zum ersten Mal mit über 1000 Teilnehmern und einem ganzen Paket an Weltklasse-Athleten geht das BiketheRock-Festival am Wochenende in seine 19. Auflage. Zum Auftakt der Internationalen MTB-Bundesliga in Heubach erwartet das Publikum hochklassige HC-dotierten Rennen in der olympischen Cross-Country-Disziplin mit dem Schweizer Star Jolanda Neff an der Spitze von insgesamt sieben Weltcupsiegern.
Die Temperaturen werden vermutlich nicht in besonders große Höhen schnellen, doch die «Glorreichen Sieben» (Weltcupsieger) werden schon dafür sorgen, dass den Zuschauern warm wird.
Einen glasklaren Favoriten gibt es bei den Herren nicht. Das hat den Vorteil, dass man spannende Rennen erwarten darf. Wer ist zu beachten? Den Tschechen Ondrej Cink (Kross Racing) darf man zu den Sieganwärtern zählen. Vergangenen Sonntag gewann er ein Rennen des Tschechischen Cups. Im Vorjahr landete Cink bei BiketheRock auf Rang fünf, nachdem durch sein einjähriges Intermezzo bei den Straßenprofis ohne Weltranglistenpunkte ganz hinten ins Rennen gehen musste. «Das war hart», sagt Cink. «Aber dieses Jahr werde ich aus der ersten Reihe starten. Ich fühle mich stark und ich will in Heubach gerne um einen Platz unter den besten Drei kämpfen. Ich mag diesen Anstieg und freue mich auf das Rennen.» Das sind schon mal gute Voraussetzungen.
Auf das BiketheRock freut sich jedes Jahr auch der dreifache Sieger Florian Vogel (KMC Ekoi Orbea) aus der Schweiz. Wenn er in Heubach am Start steht, gehört der zweifache Weltcupsieger fast automatisch zu den Favoriten und er hat in diesem Frühjahr auch schon Form bewiesen. Sein Landsmann und Teamgenosse Thomas Litscher sieht sich gut in Form, allerdings fürchtet er den langen, kaum enden wollenden Anstieg unter dem Rosenstein.
Dann ist da ein französisches Quartett zu beachten: Titouan Carod (BMC Racing) ist ein erwiesen guter Kletterer, genauso sein Landsmann Joshua Dubau (Sunn Factory Racing), der im Vorjahr das U23-Rennen gewann. Als aktueller Weltranglisten-Fünfter ist Maxime Marotte (Cannondale Factory Racing) am höchsten gelistet. «Nach unserem Trainingscamp wird es nicht leicht vorne zu sein. Aber manchmal kann man trotzdem gut fahren. Heubach ist ein Rennen, bei dem ich nie gut gefahren bin. Deshalb würde ich das gerne mal nachholen. Eigentlich liegen mir solche Strecken ja»“, erklärt Marotte. Einem weiteren Franzosen liegt das Terrain an der östlichen Schwäbischen Alb ebenfalls: Jordan Sarrou, der jetzt für das Team von Doppel-Olympiasieger Julien Absalon fährt (Absolute Absalon)
hat von 2017 auch schon einen zweiten Platz im Palmares stehen.
Kommen wir zu den deutschen Perspektiven: Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing) könnte da vorne eigentlich mitmischen, doch der Kirchheimer klagt über seine Allergie. «Der Heuschnupfen macht mir dieses Jahr mehr zu schaffen als sonst. Ich hoffe, das ist bald vorbei. Der Regen in den letzten Tagen hat jedenfalls geholfen», schränkt der Deutsche Meister seine Ambitionen ein. Was er vom Bundesliga-Auftakt erwartet? «Es wird ein Überraschungs-Ei.»
Bester Deutscher des Vorjahres war Markus Schulte-Lünzum (Bike Way Racing) als Zehnter. Eine ähnliche Platzierung könnte für den Ex-Meister wieder drin sein, zumal er zuletzt auch im italienischen Nals eine gute Leistung zeigte. Ben Zwiehoff war knapp dahinter Elfter. Der Bergamont-Fahrer aus Essen war 2018 aber lange in den Top-Ten und er gilt auch als starker Bergauf-Fahrer.
Vize-Meister Georg Egger (Lexware) ist mit seiner Statur kein Mann für lange, steile Berge, doch der 23-Jährige hat sich gut entwickelt und auch Martin Gluth (Superior XC) ist in den Bergaufpassagen besser geworden. «Ich denke, es ist kein Geheimnis, dass mir Heubach nicht am besten liegt», sagt er. Aber es gibt ja auch noch andere Gründe sich für das BiketheRock zu motivieren. «Ich fahre trotzdem immer gerne dort, die Stimmung ist super und ich freu mich auf den internationalen Vergleich», so der Freiburger.
Damen-Feld mit sechs Weltcup-Siegerinnen
Was vereint die Damen Jolanda Neff, Maja Wloszczowska, Yana Belomoina, Elisabeth Osl, Irina Kalentieva und Annie Last? Alle Sechs haben schon bewiesen, dass sie ein Weltcuprennen gewinnen können und alle sechs stehen auf der Meldeliste des BiketheRock.
Beim Straßen-Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich in den Ardennen hat man Jolanda Neff (Trek Factory Racing) zuletzt im Wettkampf-Modus gesehen. Die MTB-Weltranglistenerste aus der Schweiz hat das BiketheRock bisher zwar nur als Juniorin gewonnen, doch seit Jahren ist das so: da wo sie am Start steht, gehört sie zu den Favoritinnen. Neff schränkt allerdings ein wenig ein. «Zu meiner Top-Form fehlt mir noch ein gutes Stück, aber nichtsdestotrotz freue ich mich riesig von nun Mountainbikerennen fahren zu können. Heubach ist ein Rennen, das mir schon immer gefallen hat, daher freue ich mich am Start zu sein», erklärt die 26-Jährige.
Ihre ehemalige Teamkollegin, Ex-Weltmeisterin Maja Wloszczowska (Kross Racing) aus Polen hat in Heubach schon zweimal gewonnen, aber sie hat seit dem Cape Epic im März über viele Wochen an einer Krankheit laboriert. Daher wollte sie über ihren Start erst kurzfristig entscheiden.
Gut in Form sind dagegen Yana Belomoina und Anne Tauber, beide vom Team CST Sandd Bafang. Die Niederländerin hat das HC dotierte Rennen in Haiming gewonnen und das in Nals auf Rang zwei beendet. Die Quereinsteigerin vom Eisschnelllauf gehört sicherlich zu den aussichtsreichsten Fahrerinnen im Feld. «Man ist sich nie sicher, aber ich fühle mich gut vorbereitet. Es ist ein cooles Event», sagt Tauber. «Wenn es matschig ist gefällt mir der Downhill, weil er dann knifflig wird. Aber im Anstieg kannst du das Rennen gewinnen oder verliren. Es hängt davon ab, was für Beine du an dem Tag hast.» Aber auch die Weltcup-Gesamtsiegerin von 2017, Yana Belomoina aus der Ukraine geht aussichtsreich ins Rennen.
Die Niederländische Meisterin Anne Terpstra (Ghost Factory Racing) hat bereits vier Saisonsiege auf ihrem Konto. «Es läuft sicher gut, ja», meint Terpstra. «Im Training habe ich auch einfach ein gutes Gefühl. Deshalb freue ich mich auf Heubach. Obwohl die Strecke mir normal nicht super entgegen kommt, mag ich sie trotzdem. Ich bin gespannt.»
Die Britin Annie Last (KMC Ekoi Orbea) konnte 2019 sogar schon sechsmal jubeln. Das sind also noch mal zwei Konkurrentinnen, mit denen zu rechnen ist. Und Irina Kalentieva (Möbel Märki) ist als Ex-Lokalmatadorin sowieso motiviert.
Mit Spannung erwartet man in der Cross-Country-Szene auch den Auftritt der Tirolerin Laura Stigger (URC Ötztal). Die Junioren-Weltmeisterin auf Mountainbike und Straße gilt als Supertalent und in Heubach trifft sie zum ersten mal direkt auf die «Großen» in der Olympischen Disziplin. 2018 gewann sie beim BiketheRock das Rennen der Juniorinnen und nimmt man ihre Siegerzeit, so wäre sie im Damen-Rennen zwei Runden vor Schluss an vierter Stelle gelegen. Jüngst hatte sie eine Krankheitsphase zu überstehen, doch es wäre keine Überraschung wenn sie in Heubach auf Anhieb unter die besten Fünf fahren würde.
Die Titelverteidigerin kommt aus Deutschland, genauer aus Schönaich. Elisabeth Brandau (Radon-EBE Racing) sieht sich selbst nicht ganz in der Verfassung, mit der sie im Vorjahr das BiketheRock gewinnen konnte. Sie geht aus einer Ruhewoche in die Belastung beim Klassiker. «Ich bin gespannt wie ich da rein komme. Aber ich fühle mich besser als in den vergangenen Wochen und bin entspannter», zeigt sie sich dennoch zuversichtlich.
Adelheid Morath (KS Trek), für die das BiketheRock zu den erklärten «Lieblingsrennen» gehört, laborierte einige Tage an einem Infekt. «Auch wenn ich noch nicht so am Start stehen werde, wie ich mir das gewünscht hätte, bin ich für das BiketheRock dennoch zuversichtlich», sagt sie. Ein paar intensive Einheiten würden fehlen, aber die Vorfreude auf den Bundesliga-Auftakt ist ihr anzumerken.
Die damals noch 18-jährige Ronja Eibl (Corendon-Circus) überraschte im Vorjahr als Fünfte. Mit ihren Prognosen hält sich die U23-Meisterin von der westlichen Alb zurück, doch es gibt nicht viel was gegen eine starke Leistung spricht. «Ich kann es irgendwie noch gar nicht so richtig einschätzen, aber an Heubach habe ich bisher nur gute Erinnerungen. Ich hoffe, das bleibt auch dieses Jahr so und ich würde auf jeden Fall gerne mit einem guten Ergebnis in die Weltcup-Saison gehen.» Und viel wird in den verbleibenden zwei Wochen bis zum Auftakt in Albstadt an der Form nicht mehr passieren.
1000 Sportler aus 25 Nationen
Bei der 19. Auflage des BiketheRock wird erstmals die Marke von 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer geknackt. Zur Wochenmitte überschritt die Gesamtzahl der Meldungen für sämtliche Disziplinen die Grenze zum Vierstelligen. Insgesamt zählt man wieder Sportlerinnen und Sportler aus 25 verschiedenen Nationen, die das Wochenende zu einem farbenfrohen Festival machen.