Frankfurt/M. (rad-net) - Am kommenden Freitag beginnt in Moskau der Bahn-Weltcup 2004/2005. Es ist die erste Serie, die komplett im europäischen Winterhalbjahr stattfindet. Mit der Verlagerung des Bahnradsports in den Winter will die UCI für eine Popularisierung der Disziplin sorgen, indem sie Bahn und Straße strikt voneinander trennt. Ob das Konzept aufgeht, wird dieser Winter zeigen, in dem erstmals Sechstagesaison und Bahn-Weltcup komplett parallel ablaufen. Schon jetzt werden indes die Auswirkungen des neuen Kalenders auf die Gestaltung der Vorbereitung deutlich. Für Rennfahrer und Trainer ist vieles schwieriger geworden. "Mir bereitet der Weltcup im Winter Bauchschmerzen", sagt Sprint-Bundestrainer Detlef Uibel, "wenn wir uns adäquat auf Weltcups und WM vorbereiten wollen, müssen wir viel Geld für Reisen in weit entfernte Trainingslager ausgeben, wo die Klimabedingungen so sind, dass wir auf Bahn und Straße optimal trainieren können."
Sydney-Olympiasieger Robert Bartko dagegen kann dem neuen Weltcup-Kalender Positives abgewinnen: "Jetzt gibt es eine klare Trennung von Straßen- und Bahnsaison. Der Winter ist Wettkampfzeit, den Rest des Jahres können wir zur Vorbereitung nutzen. Damit lässt es sich planen", meint der Potsdamer, der die Sechstagerennen auch zur Vorbereitung auf die Weltcups nutzen will.
Bartko wird genau wie Guido Fulst beim ersten Weltcup in Moskau noch fehlen. Dort werden bei den Ausdauer-Athleten vor allem junge Fahrer starten, die sich eine Perspektive für die Olympischen Spiele 2008 in Peking eröffnen wollen. Die Einerverfolgung wird der 21 Jahre alte Robert Bengsch (TSC Berlin) bestreiten. Den Vierer fährt der Berliner, der in Athen bereits als Ersatzmann dabei war, zusammen mit Leif Lampater (RSG Heilbronn), Henning Bommel (Berliner TSC) und Christian Bach (RSC Turbine Erfurt). Der 25 Jahre alte Erfurter ist der erste Fahrer aus dem Rebellen-Vierer von Stuttgart, der wieder in der BDR-Mannschaft zum Einsatz kommt. "Er hat sich mit seinen guten Leistungen bei den Deutschen Bahn-Meisterschaften angeboten", begründet Bundestrainer Bernd Dittert die Entscheidung. Bach war in Leipzig DM-Zweiter in der Einerverfolgung und hatte mit dem TEAG-Köstritzer-Vierer den Titel geholt.
Als fünfter BDR-Ausdauer-Athlet wird der 22 Jahre alte Stefan Löffler (TV Kressbronn) nach Moskau reisen, der für Punktefahren und Scratch-Rennen vorgesehen ist. "Wer im Madison an den Start geht, entscheiden wir vor Ort", kündigte Dittert an, der von den jungen Athleten in Moskau noch keine Siege erwartet. "Ich will ansprechende Leistungen sehen", fordert der Trainer, "und der Vierer soll sich von jetzt an in Richtung Olympia 2008 in Peking bewegen."
Der erste ernsthafte Test für die arrivierten Athleten wird der zweite Weltcup vom 10. bis 12. Dezember in Los Angeles sein. "Da werden wir uns schon mal an die Bahn und das Umfeld gewöhnen, das ja auch Schauplatz der WM im kommenden März sein wird", erklärt Dittert.
Eine ähnliche Strategie verfolgt Sprint-Coach Detlef Uibel. Von seinen erfolgreichen Olympiastartern, die in Athen eine Gold- und zwei Bronzemedaille holten, wird in Moskau keiner an den Start gehen. Im Sprint und Keirin startet Jan van Eijden (RV Dudenhofen). Die 1000 Meter wird Sören Lausberg (RSV "Werner Otto" Berlin) bestreiten. Michael Seidenbecher (RSC Turbine Erfurt) geht ins Sprintturnier und alle drei starten an Stelle der Olympiasieger Jens Fiedler, René Wolff und Stefan Nimke im Teamsprint.
Die Olympiastarter Stefen Nimke und und Carsten Bergemann werden beim zweiten Weltcup in Los Angeles im Sprint (Nimke) und 1000-Meter-Zeitfahren (Bergemann) eingesetzt. Der Olympia-Dritte im Sprint, René Wolff, bestreitet derzeit Sechstagerennen und wird weder in Moskau noch in Los Angeles starten. "Mit ihm werde ich im Januar reden, um gemeinsam zu entscheiden, ob und wie er seine Karierre fortsetzen will", sagt Uibel.