Como (dpa) - Das einzige deutsche ProTour-Team Milram hat beim Sieg von Philippe Gilbert ein versöhnliches Saisonende verpasst. Die 103. Lombardei-Radrundfahrt, mit der die ProTour-Saison in Como zu Ende ging, brachte dem 27-jährigen Belgier den vierten Sieg innerhalb von zehn Tagen.
Nach 242 Kilometern rang Gilbert im Ziel Olympiasieger Samuel Sanchez (Spanien) nieder, nachdem ihm Team-Kollege und Weltmeister Cadel Evans den Weg zum Erfolg geebnet hatte. Fabian Wegmann vom Milram-Team, 2006 immerhin schon mal Dritter, enttäuschte auf Rang 32.
Zwar haben Milram und Team-Manager Gerry van Gerwen, der zu Saisonbeginn die Latte mit 25 Siegen als Wunschprogramm sehr hoch gelegt hatte, ein Erfolgserlebnis wieder einmal verpasst. Um das nächste Jahr macht sich der Niederländer, dessen Team 2009 auf neun Siege kam, aber dennoch keine Sorgen. «Für die drei großen Länder- Rundfahrten in Frankreich, Italien und Spanien gilt 2010 sowieso noch ein Vertrag mit den direkten Veranstaltern. Dass darüber hinaus in Zukunft nur den besten 17 Teams der Welt - wir sind 18. - gestattet werden soll, bei anderen wichtigen Rennen zu starten, ist wohl ein Gerücht. Es gibt bis dato keine offizielle Änderung in den Startbestimmungen durch den Weltverband UCI», sagte van Gerwen der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Sein Team hatte von der UCI gerade für ein Jahr wieder Grünes Licht erhalten. Die wenigsten würde es überraschen, wenn sich der Sponsor, die Bremer Nordmilch AG, danach aus dem Profiradsport zurückzieht. In die Lücke könnte langfristig das neue, 2010 als Drittklässler startende NetApp-Team stoßen. Teamchef Jens Heppner sieht seine Mannschaft schon vollmundig als «neuen Stern am deutschen Radsporthimmel».
Der Softwarefirma NetApp, die seit Jahren auch den Höhenflug des Fußball-Bundesligisten Hoffenheim als Geldgeber begleitet, schwebt ein ähnlicher Aufstieg vor. «2012 wollen wir in der ProTour mitmischen», sagte Andreas König, der Europachef des Unternehmens bei der WM in Mendrisio.
Die Vorentscheidung bei der Lombardei-Rundfahrt in Norditalien fiel am letzten Anstieg in San Fermo della Bataglia. Kurz vor dem höchsten Punkt der drei Kilometer langen Steigung attackierte Gilbert. Lediglich Sanchez konnte dem kraftvollen Antritt des Wallonen, der zuvor Paris-Tours gewonnen hatte, folgen. Das Duo fuhr schnell einen Vorsprung von elf Sekunden heraus. In der Schussfahrt hinab ins Ziel konnte der als herausragender Abfahrer bekannte Baske den Topfavoriten nicht abschütteln. Im Zielsprint hatte der belgische Klassikerspezialist keine Mühe.
