Esch-sur-Alzette (dpa) - Thor Hushovd heißt der große Held der 2. Etappe der Tour de France. Der Norweger, der am Vortag durch einen unachtsamen Zuschauer am Oberarm verletzt wurde, holte sich das Gelbe Trikot von George Hincapie (USA) zurück.
Im Ziel der längsten Tour-Etappe in Esch-sur-Alzette in Luxemburg nutzte er auf 228, 5 Kilometern die Zwischensprints, um sich die entscheidenden vier Sekunden zu holen. Sogar ein zweiter Etappensieg nach seinem Erfolg im Prolog war drin, aber wieder hatte er unglaubliches Pech.
Den Tagessieg sicherte sich Robbie McEwen vor Weltmeister Tom Boonen aus Belgien und Hushovd. Das war der insgesamt neunte Tageserfolg bei der Tour für den Australier. Der Norweger musste kurz vor dem Ziel aus einer Pedale, nachdem er das Vorderrad des vor ihm fahrenden McEwen touchiert hatte. Er stieß sich die letzten Meter sogar noch mit den Füßen auf dem Boden ab und rettete noch Rang drei. Sechs Kilometer vor dem Ziel initiierte Matthias Kessler aus Nürnberg vom T-Mobile-Team eine mutige Attacke, die erst 200 Meter vor dem Zielstrich gescheitert war.
«Jetzt konzentriere ich mich auf einen möglichen zweiten Etappensieg - dann beginnt der Krieg um das Grüne Trikot, das ich in den vergangenen Jahren zwei Mal verpasste», sagte McEwen. «Wäre es nicht die Tour, und hätten wir in Leipheimer und Totschnig nicht zwei Kandidaten fürs Gesamtklassement, hätten wir uns für Wegmann bemüht, die Ausreißer zu kriegen», sagte Hans-Michael Holczer, der Manager des Teams Gerolsteiner. Im Schlussspurt war Erik Zabel (Unna) im Gegegensatz zum Vortag ohne Chance und belegte Rang neun.
Prolog-Sieger Hushovd, der im Vorjahr in Paris das Grüne Trikot trug, verdrängte Hincapie wieder von der Spitze des Gesamtklassements und führt das Feld der 175 Profis jetzt mit fünf Sekunden Vorsprung vor Boonen an, der wie am Vortag wieder nicht als Etappensieger punkten konnte. Fabian Wegmann vom Team Gerolsteiner verlor sein am Vortag erobertes Bergtrikot. Er ging aber mit fliegenden Fahnen unter, spurtete auf den beiden letzten Bergprüfungen der vierten Kategorie noch um die Punkte und versuchte sich sogar am Etappensieg. Vier Kilometer fuhr Wegmann allein an der Spitze, acht Kilometer vor dem Ziel überholte ihn das Feld.
Der Spanier David de la Fuente, der Wegmann das Bergtrikot abnahm, blieb in der Schlussphase des Rennens als letzter Fahrer einer zweiköpfigen Ausreißer-Gruppe übrig. Doch am letzten von fünf Anstiegen bei der Hitze-Etappe durch Lothringen wurde er von Wegmann angegriffen, wenig später «schluckte» ihn das Feld. Der längste diesjährige Tour-Abschnitt hatte es in sich - nicht nur wegen der Temperaturen jenseits der 30 Grad. «Das wird ganz schwer und ist alles andere als eine simple Flachetappe», hatte Christian Henn, Teamleiter bei Gerolsteiner, schon am Vortag gewarnt.
Hushovd war im Krankenhaus in Straßburg an einer fünf Zentimeter langen Wunde am rechten Oberarm mit drei Stichen genäht worden. «Die Wunde ist nicht so das Problem, mehr ein großes Hämatom an der Stelle», sagte der Teamarzt seines französischen Teams Crédit Agricole. Der Prolog-Gewinner war im Gelben Trikot beim rasenden Schlusssprint 150 Meter vor der Ziellinie verletzt worden. Ein Zuschauer streifte ihn mit einem Sponsoren-Geschenk, einer grünen Riesenhand aus Pappe zum Winken. Nach dem Vorfall ist die Verteilung dieser Präsente auf den letzten fünf Kilometern einer jeden Etappe gestoppt worden.
Wegen einer Harnweg-Entzündung gab der Italiener Danilo di Luca das Rennen am Montag auf. Der Kapitän der Liquigas-Mannschaft, der bereits vor dem Prolog mit Fieber kämpfte, hatte im Vorjahr die ProTour-Gesamtwertung gewonnen.