Peschici (rad-net) - Matthias Russ vom deutschen Team Gerolsteiner hat die Gunst der Stunde nicht genutzt und ist auf der 6. Etappe um einen Wimpernschlag am Rosa Trikot des Spitzenreiters beim 91. Giro d'Italia vorbei gefahren. Der Berg-Spezialist aus Oberried im Breisgau fuhr mit einer elfköpfigen Spitzengruppe einen Vorsprung von 11:34 Minuten auf das Hauptfeld heraus und musste das schon sicher geglaubte Trikot des Spitzenreiters als Etappen-Elfter erst auf dem 1300 Meter langen Schluss-Anstieg an den italienischen Landesmeister Giovanni Visconti abgeben, der ihm im Schlussgang exakt jene sieben Sekunden abnahm, die Russ in der Gesamtwertung vor dem Tagesabschnitt Vorsprung hatte.
«Das ist schade, dass es so knapp war. Ich habe mich voll auf Visconti konzentriert, weil ich wusste, dass er für mich der gefährlichste Konkurrent war. Es ist bitter, es wäre mein bisher größter Erfolg gewesen, ins Rosa Trikot zu fahren. Aber morgen greife ich wieder an», sagte der 24-jährige Gerolsteiner-Profi.
Der Tagessieg auf der nach Fahrer-Protesten von ursprünglich 265 auf 232 Kilometer verkürzten Etappe von Potenza nach Peschici ging an den Italiener Matteo Priamo vor dem Spanier Alan Perez. Beide hatten sich auf den letzten Kilometern noch von der Ausreißer-Gruppe gelöst. Bei herrlichem Sonnenschein spielte Russ auf welligem Profil lange Zeit seine Qualitäten aus, doch schließlich fehlte dem Breisgauer genau eine Sekunde, um für die große Giro-Überraschung zu sorgen. «Er ist ein fast perfektes Rennen gefahren. Schade, dass es wieder nicht ganz geklappt hat für unser Team», sagte Christian Henn, der Sportliche Leiter von Gerolsteiner.
Sprinter Erik Zabel vom deutschen Milram-Team, der nichts mit dem Etappen-Ausgang zu tun hatte, muss im weiteren Rennverlauf auf einen zweiten wichtigen Helfer verzichten. Nach Igor Astarloa (Spanien) stieg auch Enrico Poitschke aus. Der Geraer klagte über Atemprobleme, die noch aus einem Sturz vor zwei Tagen resultierten.
Erst am Renntag war die Etappe nach zahlreichen Protesten verkürzt worden. Viele Profis waren nach den letzten Etappen erst nach Mitternacht ins Bett gekommen. Ein unter Führung des Australiers Robbie McEwen und dem bisherigen Spitzenreiter Pellizotti initiierter Protest zeigte schließlich Wirkung bei den Organisatoren um Renndirektor Angelo Zomegnan. Ausgerechnet Weltmeister Paolo Bettini (Italien) war mit der Aktion seiner Kollegen nicht einverstanden. «Er hat auch schon im letzten Jahr einige merkwürdige Entscheidungen getroffen und wir verstehen ihn nicht wirklich», kommentierte Pellizotti das Verhalten seines Landsmanns.
Matthias Russ
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