Cottbus (dpa) - Mit einem Überraschungssieg durch Lokalmatador Martin Reimer vom Schweizer Cervelo-Team endete nach 239,5 Kilometern die deutsche Straßenmeisterschaft in Cottbus. Auch die übrige Besetzung des Treppchens hatte vorher keiner auf dem Zettel.
Nicht die arrivierten Sprint-Stars und hoch gewetteten André Greipel vom sieggewohnten Team Columbia-Highroad oder Gerald Ciolek vom einzigen deutschen Tour-Starter Milram, sondern der 22-jährige Cottbuser, der im Schlussspurt Dominic Klemme aus Bielefeld bezwang, machten das Rennen. Dritter wurde der Silbermedaillengewinner von Peking im Punktefahren, Roger Kluge (Cottbus), der auf der Zielgerade gegen die beiden Stärkeren passen musste.
Die drei Ersten von Cottbus sind beim am 4. Junli in Monte Carlo beginnenden Saison-Höhepunkt Tour de France nur Zuschauer. Der deutsche Überraschungs-Meister («Heute Abend ist Party») darf sein Trikot jetzt auf der Österreich-Rundfahrt präsentieren, danach ist er Kandidat für die Dänemark-Tour und hofft auf Spanien. «Ich hoffe, der Titel eröffnet mir die Chance zur Vuelta im September», sagte Reimer, der im U23-Bereich größte deutsche Hoffnung für die WM in Mendrisio in der Schweiz ist, bei einer Klausur zum Industrie-Kaufmann am 29. Juni aber erst einmal ganz andere Qualitäten zeigen muss.
Fabian Wegmann aus Freiburg, der deutsche Meister der vergangenen beiden Jahre, musste mit Rang fünf zufrieden sein und ärgerte sich über die fehlgeschlagene Taktik, aus der größten Mannschaftsstärke (16 Starter) keinen Profit geschlagen zu haben. Nur 21 von 114 gestarteten Fahrern kamen ins Ziel. Die Spitzengruppe hatte sich schon nach 20 Kilometern abgesetzt. Als einziger Fahrer hatte Michael Schweizer vom SC Wiedenbrück 2000 noch den Sprung in die Spitze geschafft. Nach 70 Kilometern Alleinfahrt hatte er einen Rückstand von Rund drei Minuten aufgeholt und schloss 90 Kilometer vor dem Ziel zur Gruppe auf. Das Verfolgerfeld wurde 30 Kilometer vor dem Ziel zu Beginn der fünf Finalrunden auf dem Cottbuser Stadtring aus dem Rennen genommen, um einen Zusammenschluss zu verhindern. Die Verfolger hatten keine Chance mehr, aufzuschließen - der Abstand von über sechs Minuten auf die Spitzengruppe im Finale war zu groß. Ihr Maximal-Vorsprung betrug 8:40 Minuten.