Brüssel - Ein Treffen der 20 Teamsponsoren der ProTour-Radrennställe am vergangenen Montag in Brüssel stand erwartungsgemäß ganz im Zeichen des Bruchs von Tour de France, Giro und Vuelta mit der UCI ProTour. Laut Hans-Michael Holczer, Manager des deutschen Gerolsteiner-Teams, sei das Klima der Veranstaltung „sehr konstruktiv“ gewesen und hätte eindeutig „Züge der Entemotionalisierung und Deeskalation“ gehabt. Im nächsten halben Jahr wolle man versuchen einen Konsens zu finden. Sollte dieser jedoch nicht gefunden werden, bleibt die spannende Frage, ob sich die Teams zusammenschließen und die drei großen Rundfahrten boykottieren werden.
„Es war spürbar, dass man mit Personen am Tisch saß, die in geschäftlichen Dingen abgeklärter, souveräner und emotionsloser, weil erfahrener und weniger betroffen mit dem Thema umgingen“, fasst Holczer das Meeting in einem Gespräch mit dem Fachmagazin SPONSORs zusammen. Neben den Sponsorenvertretern waren auch UCI-Verantwortliche und Vertreter der Vermarktungsagentur TEAM anwesend. Letztere sollten ursprünglich über ein PR-Konzept informieren, um die ProTour weiter zu entwickeln.
Nachdem vergangenen Freitag jedoch die mächtigen Organisatoren Amaury Sport Organisation (Tour), RCS (Giro) und Unipublic (Vuelta) mit der UCI ProTour gebrochen hatten, ging es in Brüssel gestern um das Aufzeigen von Potenzialen, „um in Gespräche auf anderer Ebene mit allen Beteiligten des Radsports zu gehen“, wie Hoczer sagt. Noch strebe man einen Konsens mit allen Beteiligten an, bei dem bei einer geschlossenen Vorgehensweise alle, auch die ASO und andere finanziell profitieren. Hierzu wollen sich die Sponsoren Mitte Januar kommenden Jahres in Aigle treffen und wahrscheinlich einer in Gründung befindlichen Firma der AIGCP beitreten, so Holczer weiter. Deren Ziel sei es dann einen Vorsitzenden zu bestimmen, der neutral und im Interesse aller mit den potenziellen Partnern verhandele.
Sollten diese Bemühungen um einen Konsens im nächsten halben Jahr jedoch nicht fruchten, kommt es zur spannenden Frage, ob die Teams sich künftig hin zur UCI positionieren oder am Ende gar die drei großen Rundfahrten boykottieren. „Sollte kein Konsens gefunden werden, wird sich herausstellen, ob und wie viele Teams sich zusammenschließen und wie weit ein solcher Verbund dann Stand halten will“, sagt der Gerolsteiner-Teammanager. Denn langfristig gesehen käme der Radsport nicht um die ProTour oder eine ähnliche zeitgemäße Strukturierung herum. Es bleibt also spannend ob es künftig gelingt die ASO aktiv in ein solches Konzept einzubinden. „Wenn nicht wird die Entwicklung des Radsports in Konkurrenz zu anderen Sportarten eindeutig retardiert“, malt Holczer abschließend ein düsteres Zukunftsbild.