Monte Carlo (dpa) - Der 96. Tour de France drohen kurz vor dem Start weitere Dopingfälle. Dem niederländischen Radprofi Thomas Dekker, der laut Weltverband UCI des EPO-Dopings überführt wurde, könnten nach Informationen der «L'Équipe» «vier bis sieben» weitere Fahrer folgen.
Dabei soll es sich nach Angaben der Zeitung, die im Verlag des Tour-Veranstalters ASO erscheint, um positive Kontrollen aus den diesjährigen Schweizer Rundfahrten Tour de Romandie und Tour de Suisse handeln. Noch vor dem Start der Tour in Monte Carlo werde mit der Bekanntgabe der Namen gerechnet, berichtete die «L'Équipe».
UCI-Sprecher Enrico Carpani bestätigte diese Informationen nicht. «Dass nach dem Fall Dekker weitere Tour-Ausschlüsse wegen Dopings erfolgen, kann ich nicht bestätigen», sagte Carpani der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Enttarnung des von seinem Team Silence Lotto von der Tour zurückgezogenen Dekkers sei das Ergebnis des umfangreichen Blutpass-Programms des Weltverbandes. «Wir haben Dekker seit längerem beobachtet und haben mit neuen Methoden eingefrorene Proben von ihm in Köln nachuntersuchen lassen», sagte Carpani. Dekker ist der sechste Fahrer, der seit dem 17. Juni nach Unregelmäßigkeiten bei den Blutwerten aufflog. Er wurde im Tour-Team von Silence Lotto durch den Briten Charles Wegelius ersetzt.
Unterdessen hat Dekker seine Unschuld beteuert. Er habe nichts genommen und verstehe nicht, warum eine Probe vom 24. Dezember 2007, die negativ war, noch einmal analysiert worden sei, sagte Dekker der niederländischen Tageszeitung «de Telegraaf». Er wisse das nicht genau einzuordnen, sagte der Niederländer, «aber ich habe das Gefühl, dass ich betrogen wurde». Zur Zeit ist Dekker in Mailand, wo er mit seinem Anwalt Hans van Oijen das weitere Vorgehen berät.
Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hatte die neue Untersuchung der Dekker-Probe veranlasst, da der Profi in den vergangenen Monaten mit anormalen Blutwerten auffällig geworden war. Dabei soll nach Informationen niederländischer Medien Dynepo gefunden worden sein. Offizieller Wohnort Dekkers ist Monaco. Er fährt wie sein ehemaliger Rabobank-Kollege Michael Rasmussen jedoch mit einer Lizenz des monegassischen Radsportverbandes.
Schon im Vorjahr hatte es Spekulationen um Dekker gegeben. Sein damaliges Team Rabobank hatte den nun überführten Profi wegen angeblicher Formschwäche nicht für die Tour 2008 nominiert und sich später von Dekker getrennt. Auch seinen geplanten Olympia-Start in Peking sagte Dekker überraschend ab.
Rabobank-Teamleiter Erik Breuking wollte die Nachricht von der nachträglichen positiven Probe seines früheren Fahrers nicht weiter kommentieren. «Bei uns gilt die Null-Toleranz-Grenze», stellte er nur fest. Die Rabobank sehe noch keinen Grund, sich aus dem Profi- Radsport zurückzuziehen, sagte Heleen Crielaard, Leiterin der Sponsor-Abteilung der Bank. Seit 13 Jahren würden überführte Sportler fristlos entlassen. Erst wenn festgestellt würde, dass im Radteam strukturell gedopt würde, würde die Bank aus dem Sponsoring aussteigen.