Madrid (dpa) - Tour-de-France-Sieger Floyd Landis hat erneut bekräftigt, dass er bei seinem Triumph nicht gedopt war. Der festgestellte erhöhte Testosteron-Wert habe «eine natürliche Ursache», versicherte der Amerikaner auf einer eigens anberaumten Pressekonferenz in Madrid.
«Mein Sieg ist einzig auf mein hartes Training zurückzuführen», sagte der 30 Jahre alte Kapitän des Phonak-Teams. Landis hatte nach der 17. Tour-Etappe einen ungewöhnlich hohen Testosteron/Epitestosteron-Wert aufgewiesen und war als erster Tour-Sieger positiv getestet worden.
Nach Informationen der ARD soll der Testosteron-Wert von Landis allerdings weit über dem zulässigen Grenzwert liegen. Wie der Fernsehsender aus dem Umfeld des Amerikaners erfuhr, liege der in der A-Probe ermittelte Testosteron/Epitestosteron-Quotient bei 11:1. Der zulässige Grenzwert betrage 4:1. Laut ARD wurde gemäß der aktuellen Standards der Dopinganalytik auch festgestellt, dass die Testosteron-Zufuhr von außen erfolgt sei.
In Madrid betonte der Amerikaner, dass er als Radprofi immer schon hohe Testosteronwerte aufgewiesen habe. Die Werte während der Tour wie auch während seiner gesamten Karriere seien «absolut natürlich» gewesen. «Niemand kann von Doping reden», sagte Landis, der mit einem Blitzlichtgewitter in einem Hotel der spanischen Hauptstadt empfangen wurde. Der Amerikaner forderte den Radsport-Weltverband UCI auf, vor einer Entscheidung eine endokrinologische Studie (Untersuchung der Körpersekrete) durchzuführen. Das werde beweisen, dass sein Organismus für die hohen Testwerte verantwortlich sei und nicht Doping.
«Ich bin stolz auf diesen Tag», sagte er zu seiner Leistung bei der 17. Tour-Etappe, als er einen großen Rückstand wettmachte und sich im anschließenden Zeitfahren das Gelbe Trikot und den Gesamtsieg eroberte. «Ich war der Stärkste. Ich verdiente, zu gewinnen.» Erneut appellierte er an die Öffentlichkeit, ihn nicht vorzuverurteilen.
Der Spanier Oscar Pereiro betonte derweil, lieber Zweiter der Tour bleiben zu wollen als nachträglich zum Sieger erklärt zu werden, sollte auch Landis' B-Probe positiv sein. Mit dem Resultat ist voraussichtlich frühestens in einer Woche zu rechnen. «Einen Sieg feiert man in Paris, ansonsten ist es nur ein bürokratischer Sieg», sagte der Spanier.
Die Affäre zeige, wie viel Arbeit der Radsport vor sich habe, um Vertrauen zurückzugewinnen, unterstrich der Chef der Welt-Anti- Doping-Agentur WADA, Richard Pound. «Wann hört das auf? Was tut die UCI dagegen?» fragte Pound. Allerdings biete sich jetzt auch die Chance, das Image zu verbessern. Wenn jedoch nichts passiere, werde sich der Radsport auf einer Spirale weiter nach unten bewegen.
UCI-Präsident Pat McQuaid kündigte eine komplette Revision des Radsports und harte Entscheidungen an, um dem Übel auf den Grund zu gehen. «Das wird mein persönlicher Kreuzzug. Wir müssen alle loswerden, die dopen - ein für alle Mal», sagte der Ire.