Boston (dpa) - Floyd Landis schöpft im Kampf gegen seine zweijährige Dopingsperre und die Aberkennung des Tour de France-Sieges 2006 alle Rechtsmittel aus und wird seine Bestrafung vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne anfechten.
«Ich möchte diese Chance wahrnehmen, um klarzumachen, dass die Doping-Behauptungen gegen mich falsch sind. Ich habe ebenso wie meine Familie, Freunde und Fans schon zu viel Energie in die Sache gesteckt, um zu zeigen, dass ich die Tour fair und anständig gewonnen habe. Deshalb werde ich weiterkämpfen, denn ich weiß, dass ich im Recht bin», ließ der 31 Jahre alte US-Radprofi in Los Angeles über seine Anwälte mitteilen.
«Wir erwarten das gleiche Ergebnis, wenn die Entscheidung auf der Beweislage beruht», reagierte Travis Tygart, der Präsident der amerikanischen Anti-Doping-Agentur USADA, gelassen. Laut Landis-Verteidiger Maurice Suh werde das endgültige Urteil in knapp vier Monaten feststehen. Am 20. September hatte ein US-Schiedsgericht Landis im kalifornischen Malibu wegen Testosteron-Dopings mit 2:1 Stimmen schuldig gesprochen und ihn rückwirkend vom 30. Januar 2007 an für zwei Jahre gesperrt. Zudem wurde ihm der Tour-Sieg 2006 aberkannt. Bestätigt der CAS das Urteil der US-Juristen, wäre Landis der erste Gesamtsieger in der 105-jährigen Geschichte der Tour de France, der nachträglich seinen Titel verliert.
Nach der Entscheidung des Schiedsgerichts hatte der Radprofi offen gelassen, ob er die oberste sportliche Rechtsinstanz anrufen werde und dies vor allem mit den bisherigen Kosten von zwei Millionen Dollar (1,41 Mio Euro) begründet. «Er schwankt zwischen seinem Wunsch, sich zu verteidigen und dem finanziellen und physischen Aufwand, den er aufbringen muss, um das alles noch einmal durchzustehen. Aber Floyd ist ein Kämpfer und er fühlt einfach, dass die Gerichtsentscheidung nicht das wieder gespiegelt hat, was die Fakten waren und was Gesetz ist», sagte Suh. Der Jurist kündigte an, dass die Klage weitaus kostengünstiger ausfallen werde. «Ich hoffe, dass die Richter sehen, dass im französischen Labor Fehler gemacht und die Ergebnisse dadurch verfälscht wurden», erklärte der Radprofi.
Bei seiner zehntägigen Anhörung im Mai vor der American Arbitration Association (AAA) hatten er und seine Verteidiger behauptet, die nachträglichen Untersuchungen seiner Urinproben im Labor in Chatenay-Malabry bei Paris seien fehlerhaft gewesen. Suh bezeichnete die Resultate sogar als «schlampig». Eine Angestellte hatte zuvor Unregelmäßigkeiten bei den Analysen eingeräumt und technische Fehler bestätigt. Das Gericht betonte zwar in seiner 84-seitigen Urteilsbegründung, dass der bei Landis nach der 17. Tour- Etappe durchgeführte Test nicht den Standards der Welt-Anti-Doping- Agentur (WADA) entsprochen habe. Letztlich sei aber hier, wie auch bei der später in Chatenay-Malabry durchgeführten, teureren und präziseren Untersuchung ein Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln festgestellt worden. Und diese Analyse genüge als Basis, um von einem Steroid-Missbrauch zu sprechen, so die Richter.
«Die festgestellten Daten waren ausgezeichnet. Ich habe keinen Anhaltspunkt gefunden, dass schlampig gearbeitet wurde», meinte der Kölner Doping-Experte Wilhelm Schänzer, der als Gutachter am Fall beteiligt war. Unabhängig vom Ausgang der Klage vor dem CAS haben der Radsport-Weltverband UCI und die Organisatoren der Tour de France alle Landis-Resultate der Tour 2006 annulliert. Intern hatte Tour- Direktor Christian Prudhomme Landis bereits vor der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt aus allen Siegerlisten streichen lassen. Am kommenden Montag erhält der bisher zweit platzierte Oscar Pereiro aus Spanien im Rahmen einer Feier in Madrid das «Maillot Jaune» des Tour- Siegers 2006. Die UCI hatte Pereiro schon einen Tag nach dem Urteil des US-Schiedsgerichtes zum Gewinner erklärt.