Montceau-les-Mines (dpa) - Floyd Landis hat seine unglaubliche Aufholjagd mit dem Gelben Trikot gekrönt, Andreas Klöden hat sich mit einer großen Energieleistung noch auf den dritten Platz im Gesamtklassement vorgefahren.
Das alles entscheidende Zeitfahren am vorletzten Tag der 93. Tour de France hatte zumindest im Fall Klöden wieder eine kleine Überraschung parat. Das Gesamtklassement vor den letzten 154,5 Kilometern auf die Pariser Champs-Elysees ist manifestiert. Auf der 20. und letzten Etappe ist ein Angriff auf das Gelbe Trikot tabu, so dass Landis sich schon als Armstrong-Nachfolger feiern und die Korken knallen lassen konnte. Er geht mit 59 Sekunden Vorsprung auf Oscar Pereiro und 1:29 Minuten vor Klöden auf seine Ehrenrunde.
Klödens 36 Jahre alter Team-Kollege Sergej Gontschar (Ukraine) gewann in 1:07:46 Stunden auch sein zweites Zeitfahren nach Rennes und bescherte den Bonnern, die immer noch unter dem Doping-Schock um ihren einstigen Kapitän Jan Ullrich stehen, den insgesamt dritten Etappensieg dieser Tour. Klöden (1:08:26) kämpfte den Spanier Carlos Sastre (1:12:27) noch nieder und darf in Paris nun doch aufs Treppchen - wie 2004, als er Zweiter hinter Seriensieger Lance Armstrong wurde.
Die 30 Sekunden Rückstand auf den bisherigen Spitzenreiter Pereiro, waren für Landis kein Problem. Dem Amerikaner (1:08:56) reichte der dritte Tagesrang hinter Gontschar und Klöden. Landis hatte Pereiro das Gelbe Trikot schon nach der Hälfte der Strecke abgenommen. Klöden konnte im Kampf gegen die Uhr über 57 Kilometer von Le Creusot nach Montceau-les-Mines immerhin noch einen Konkurrenten aus den Top-Rängen fahren. An den aufopfernd kämpfenden Pereiro und den phänomenalen Amerikaner kam er aber nicht mehr heran.
Auch vor zwei Jahren, als er in der Endabrechnung hinter Armstrong landete, hatte sich Klöden im letzten Zeitfahren um einen Rang verbessert und den diesmal wegen Doping-Verdachts von der Tour suspendierten Ivan Basso noch verdrängt. «Ich freue mich, dass ich noch auf das Podium gekommen bin. Damit war nicht unbedingt zu rechnen, weil dafür jemand einbrechen musste: Es war Sastre heute. Ich habe 110 Prozent aus meinem Körper geholt und weiß, dass ich das Potenzial habe, hier mal ganz vorn zu landen. Die Fahrer, die mich in diesem Jahr bezwungen haben, kann ich schlagen», sagte Klöden («Ich weiß noch nicht, wo ich nächstes Jahr fahre»), dem jetzt harte Vertragverhandlungen mit T-Mobile bevorstehen.
«Ich habe mit meinem Team gewonnen. Da ist heute ein ganz außergewöhnlicher Tag in meinem Leben. Ich hatte eine glückliche Kindheit und komme aus einer Welt, in der sehr hart gearbeitet wurde, deshalb stehe ich hier», sagte der überglückliche Landis. Der erstaunliche Amerikaner, der auf der letzten Alpen-Etappe in Morzine 7:08 Minuten auf Klöden und Pereiro aufgeholt hatte, nachdem er am Vortag fürchterlich eingebrochen war, explodierte nur ein wenig - zum zweiten Etappensieg reichte es nicht.
Markus Fothen (24) vom Team Gerolsteiner verpasste überraschend das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers. Der Tour-Debütant aus Kaarst (1:12:00) und U23-Zeitfahr-Weltmeister von 2003 konnte die 5 Sekunden gegen Damiano Cunego (Italien/1:11:30) nicht mehr aufholen.
Die Strecke, die Landis am frühen Morgen ein letztes Mal abgefahren war, bot ein ständiges Auf und Ab und galt als sehr anspruchsvoll. In der Geschichte der Tour brachte das letzte Zeitfahren bisher sieben Mal eine Umkehr der Spitze des Gesamtklassements - so auch diesmal.