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Bjarne Riis wurde zu Beginn dieser Saison als Sportdirektor beim Tinkoff-Saxo-Team suspendiert. Foto: Guillaume Horcajuelo
23.06.2015 16:17
Längst bekannt und verjährt: Ex-Radprofi Riis angeklagt

Kopenhagen (dpa) - Wenige Tage vor Beginn der 102. Tour de France hat die Dänische Anti-Doping-Behörde ADD in einem Report Bjarne Riis und weitere ehemalige Radprofis angeklagt.

Der Tour-de-France-Gewinner von 1996 (im Team Telekom) hat in seiner Zeit als Teamchef bei CSC Doping in den eigenen Reihen gefördert. Das geht aus dem nun veröffentlichten ADD-Bericht hervor, der nach dreijähriger Recherche vorgelegt wurde und eigentlich nur Altbekanntes preisgab.

«Riis hat es versäumt, zu intervenieren und das ist völlig inakzeptabel», sagte ADD-Chef Michael Ask. Sanktionen sind trotzdem nicht zu erwarten, da die Verjährungsfrist der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA von acht Jahren abgelaufen ist.

«Das ist alles ein bisschen enttäuschend. Was jetzt da drin steht, war ja schon lange bekannt. Wahrscheinlich ist es wieder so: Es wurde etwas festgestellt, aber Sanktionen fallen leider aus», kommentierte der Ex-CSC-Profi und frühere Kronzeuge Jörg Jaksche am Dienstag den Report mit einigem Sarkasmus. Riis war auch in dem Buch seines Ex-Angestellten Tyler Hamilton («Die Radsport Mafia») mit Doping in Verbindung gebracht worden.

Jaksche war von der ADD mehrfach als Zeuge gehört worden und hatte in der Vergangenheit Riis beschuldigt, Doping zumindest begünstigt zu haben. In dem Behörden-Bericht, der sich auf Aussagen von rund 50 aktiven und ehemaligen Profis, Ärzten und Betreuern stützt, wird auch eine Zusammenarbeit zwischen Riis und dem verurteilten spanischen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes belegt.

Unter der Regie des 51 Jahre alten Dänen, der 2007 die eigene umfängliche Dopingpraxis gestanden hatte, gewann der CSC-Fahrer Carlos Sastre 2008 die Tour. Der Spanier bestritt am Dienstag auf Anfrage des Internetportals «cyclingnews» jegliche Mitwisserschaft. «Meine Einstellung zum Radsport war von Beginn an klar. Ich bin mit mir im Reinen und glücklich über das Erreichte», sagte Sastre. Über Doping sei unter den Teammitgliedern nie gesprochen worden, Riis habe ihn nicht zum Dopen animiert. Zu Beginn dieser Saison war Riis von seinem Posten als Sportdirektor beim Tinkoff-Saxo-Team suspendiert worden.

Der 97 Seiten umfassende ADD-Report klagt auch die früheren dänischen Topfahrer Michael Rasmussen und Nicki Sörensen des Dopings an. Kurz vor der Veröffentlichung des Berichts, der die Zeit von 1998 bis 2015 umfasst, hatte Sörensen noch schnell ein Geständnis abgelegt. «Ich habe gedopt, ich habe das voll und ganz gestanden. Ich bin darüber traurig und wünschte, ich könnte zurückgehen und es ungeschehen machen», sagte der heutige Sportdirektor des Tinkoff-Saxo-Rennstalls am Montag der Zeitung «BT».

Am Dienstag stellte sich das Team des russischen Milliardärs Oleg Tinkow hinter Sörensen, der laut dänischen Medienberichten zugegeben haben soll, während der Olympischen Spiele 2004 gedopt zu haben.

Rasmussen war 2007 vom Rabobank-Team im Gelben Trikot aus der Tour genommen worden, weil er mit der Angabe falscher Aufenthaltsorte Doping-Kontrolleure ausgetrickst hatte. 2013 hatte er gestanden, bei CSC mit Unterstützung der Teamärzte verbotene Cortison-Präparate genommen zu haben.


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