Kleinmachnow (rad-net) - Erwartungsgemäß haben sich mit Cross-Weltmeisterin Hanka Kupfernagel und U23-Europameister Philipp Walsleben beim beim Deutschland-Cup in Kleinmachnow die Favoriten durchgesetzt. Die 34-jährige Kupfernagel setzte sich in den Kiebitzbergen vor der Tschechin Pavla Havlikova sowie Jana Süß aus Braunschweig durch. Bereits früh konnte sie sich dabei von der Konkurrenz lösen, von der nur Havlikova zunächst noch folgte. Spannend wurde es trotzdem erst, als Hanka Kupfernagel in der vorletzten Runde mit dem Vorderrad wegrutschte und stürzte. Die Tschechin fand kurzzeitig noch einmal Anschluss an die Topfavoritin, die aber nutzte im Finale ihre Routine und Streckenkenntnis aus und setzte sich erneut ab. Mit acht Sekunden Vorsprung feierte Hanka Kupfernagel damit schon den vierten Sieg in dieser Saison. «Ich kannte die Strecke, das kam mir im Finale sicher sehr entgegen», so Kupfernagel.
Walsleben setzte sich mit großen Vorsprung vor Sebastian Hannöver und Rückkehrer Christoph Pfingsten durch und dominierte dabei das Rennen nach Belieben. Nachdem er auf dem traditionellen Kurs in den Kiebitzbergen, auf dem er vor knapp vier Jahren Deutscher Juniorenmeister geworden war, gut drei Runden lang die Konkurrenz beobachtet hatte, griff er an und schaffte schnell ein sicheres Polster zwischen sich und seine Verfolger, um sich in den letzten drei Runden schon wieder von den Fans feiern zu lassen.
Ole Quast hatte dabei das Nachsehen und wurde hinter Hannöver und Pfingsten Vierter. Auf Rang fünf beendete René Birkenfeld das Rennen. Der Dresdener hatte sich nach einem schlechten Start wieder an die Spitze heran gekämpft, bevor er nach einem Defekt und dem anschließenden Radwechsel wieder Boden verlor.
Viel Sand und eine steile Rampen kennzeichnen die Strecke in Kleinmachnow, der als extrem zuschauerfreundliche Runde gilt. Für Walsleben war es der erste Einsatz auf der Strecke vor den Toren Berlins seit er sich dort vor drei Jahren den Titel des Deutschen Meisters der Junioren gesichert hatte. Heute war Walsleben allerdings nur auf Zwischenstation in seiner Heimat. Am Sonntag hatte der Kleinmachnower mit Wohnsitz in Belgien noch den zweiten Lauf zum Cross-Weltcup im niederländischen Pijnacker gewonnen und war danach am Dienstag beim Jahrmarkt-Cross in Niel unterwegs. Morgen geht er beim Superprestige-Cross in Gavere schon in sein nächstes Rennen.
In Niel, wo das Rennen Teil der Feierlichkeiten zum Ende des Ersten Weltkrieges war, konnte er allerdings nicht an seine jüngsten Erfolge anknüpfen. «Ich bin als Erster ins Gelände, aber dann sind alle nur noch an mir vorbeigefahren», so Walsleben. «Dass es so schlimm würde, hatte ich nicht gedacht.» Vor allem die tiefen und aufgeweichten Wiesenpassagen machten dem Brandenburger zu schaffen.
Trotzdem war der U23-Europameister mit besonderer Motivation in die Heimat gereist: «Ich freue mich schon richtig auf das Rennen», hatte er angekündigt. Grund dafür gaben ihm natürlich außer der heimischen Strecke auch viele alte Bekannte. Für Walsleben, der wie Kupfernagel in Kleinmachnow zu Gunsten des Nachwuchses auf sein Startgeld verzichtet hat, ist der Einsatz heute neben den Rennen in Hamburg, Berlin und Frankfurt sowie den Deutschen Meisterschaften in Strullendorf eines der wenigen Rennen, die er in dieser Saison überhaupt in Deutschland fährt.
«Mein Team will natürlich, dass ich die großen belgischen Serien bestreite. Aber das will ich auch selbst. Nur da kann ich mich mit den weltbesten Fahrern messen, von ihnen lernen, selbst besser werden», so Walsleben. Trotzdem vergisst Walsleben seine Wurzeln nicht: «Auch wenn es ein ziemlicher Aufwand für mich war, für das Rennen hier her zu kommen. Dem RC Kleinmachnow habe ich viel zu verdanken. Da ist es für mich selbstverständlich, meinen Verein, in dem ich groß geworden bin, zu unterstützen», so der Geländespezialist, der sich auch auf seinen Verein verlassen konnte. Unter anderem wurde der STart extra für Walsleben um eine Stunde nach vorne verlegt, damit der derzeit Zwölfte der Elite-Weltrangliste im Cross und damit mit Abstand bester Deutscher und bester U23-Fahrer der Welt im Anschluss rechtzeitig sein Flugzeug nach Brüssel erreichen konnte.
Beim morgigen Superprestige in Gavere will Walsleben nun die Führung zurückholen, die er verloren hat, weil der zweite Lauf zeitgleich zu den Europameisterschaften stattfand. «Aber die Serie bietet auch zwei Streichergebnisse, so dass am Ende nicht ins Gewicht fallen wird, dass ich in Veghel-Eerde nicht am Start war», hofft Walsleben. Über die Doppelbelastung von zwei Rennen in zwei Tagen macht er sich dabei keine Sorgen. «Mit dem Double aus Koppenberg und Liévin habe ich ja gezeigt, dass ich mit einer guten Vorbelastung am zweiten Renntag sogar noch schneller fahren kann.»
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