Frankfurt (rad-net) - Mit seinem zweiten Sieg beim Radklassiker «Rund um den Henninger Turm» hat der Niederländer Karsten Kroon die Hoffnungen der deutschen Teams Milram und Gerolsteiner auf einen Heimsieg in Frankfurt zerstört. Der CSC-Profi, der bereits 2004 das Traditionsrennen gewonnen hatte, setzte sich im Schlussspurt einer neun Fahrer umfassenden Spitzengruppe vor dem Italiener Davide Rebellin vom Team Gerolsteiner durch. Kroon tritt damit die Nachfolge des geständigen Dopingsünders Patrik Sinkewitz aus Fulda an, der im Vorjahr in der Mainmetropole gewonnen hatte.
«Es läuft bei mir schon das ganze Jahr sehr gut, trotzdem hatte ich zuletzt mit Stürzen oder platten Reifen meist Pech. Aber heute hatte ich mit Andy Schleck einen tollen Helfer in der Endphase. Den Spurt konnte ich gar nicht verlieren», meinte der 32-jährige Kroon. Sein dänisches Team, bei dem der Berliner Jens Voigt wegen seiner Teilnahme an der Tour de Romandie fehlte, war nur mit fünf Fahrern am Start. Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer zeigte sich trotz des verpassten Heimsieges zufrieden. «Ich denke, wir haben heute alle Erwartungen erfüllt und fast ein bisschen Powerplay gespielt. Am Ende hat leider etwas die Kraft gefehlt. Einen Sieg kann man aber einfach nicht erzwingen.»
Bester Deutscher wurde Meister Fabian Wegmann auf Rang vier vor dem Euskirchener Christian Knees vom Team Milram. «Schade, wir haben heute viel Herzblut in das Rennen gesteckt», meinte Wegmann.
Die Mannschaft des gebürtigen Münsteraners hatte das erste Rennen der Saison in Deutschland vom Start weg dominiert. Das Team, das noch auf Sponsorensuche ist, wollte sich unbedingt vor heimischer Kulisse gut präsentieren und galt nach den Absagen der beiden favorisierten Milram-Sprinter Erik Zabel und Alessandro Petacchi als als aussichtsreichste Kandidaten auf den Sieg. Die Eifel-Equipe hielt dem Druck stand und setzte von Beginn an die Akzente. Schon kurz nach dem Start riss der Freiburger Johannes Fröhlinger zusammen mit dem Niederländer Albert Timmer von Skil-Shimano aus, wurde aber bald wieder gestellt.
Doch damit war die Gerolsteiner-Dominanz keineswegs beendet. Mit aller Macht versuchte das Team um den WM-Dritten Stefan Schumacher, der nach rund vier Stunden wegen Knieproblemen aufgeben musste, einen Massenspurt in Frankfurt zu verhindern. Am Ende befanden sich in Wegmann und Rebellin zwei Profis in den hellblauen Teamtrikots in der Spitzengruppe. Zum Sieg reichte es aber nicht. Enttäuschend war dagegen das Auftreten vom T-Mobile-Nachfolger High Road. Die Taktik des amerikanischen Rennstalls, voll auf einen Sprintsieg des Kölners Gerald Ciolek zu setzen, ging nicht auf.
Stark präsentierte sich in der Spitzengruppe dagegen Milram-Solist Christian Knees. Der Sieger von Rund um Köln des Jahres 2006 vertrat seine ausgefallenen Kapitäne würdig und empfahl sich nachdrücklich für weitere Einsätze als Kapitän. Während sich Erik Zabel nur per SMS zum Rennen meldete, gehörte Knees zu den Aktivposten in der Spitzengruppe und suchte mit zwei Angriffen auf den letzten Kilometern mehrfach die Entscheidung, kam aber nicht weg. Im Sprint hatte Knees dann keine Chance.
„Schade, bis kurz vor dem Ziel war ich noch Dritter. Das hätte ich gerne gehalten“, sagte Christian Knees. „Die Beine waren heute ganz gut und ich habe mich auch wirklich stark gefühlt unterwegs.
Die Zukunft des populärsten Radrennens in Deutschland ist derweil weiter ungewiss. Obwohl auch bei der 47. Auflage wieder mehrere hunderttausend Radsportfans für eine fantastische Atmosphäre sorgten, hat Organisator Bernd Moos-Achenbach noch immer keinen Titelsponsor für das kommende Jahr gefunden. «Es gibt noch Gespräche. Ich gebe die Hoffnung nicht auf», sagte der Veranstalter.
Erstmals informierten sich Vertreter der ASO, Veranstalter der Tour de France und zahlreicher weiterer Klassiker, über das Rennen in Frankfurt. Die französische Organisation, die seit langer Zeit mit dem Rad-Weltverband UCI im Clinch liegt, plant möglicherweise einen eigenen Rennkalender, in dem auch das Henninger-Spektakel seinen Platz finden könnte. Eine ASO-Übernahme schloss Moos-Achenbach aber aus.
Karsten Kroon
Davide Rebellin
Mauricio Alberto Ardila
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