Köln/Berlin/Mézières (dpa) - David Kopp aus Meckenheim bei Bonn hat den Favoriten Erik Zabel und Danilo Hondo die Schau gestohlen. Mit dem Sieg bei der 90. Auflage des Radklassikers «Rund um Köln» sorgte der Fahrer aus dem Team Wiesenhof für den größten Erfolg seiner Laufbahn.
Stefan Schumacher aus dem württembergischen Nürtingen, der für das niederländische Shimano-Team fährt, sorgte im Spurt der Verfolger als Zweiter für einen deutschen Doppel-Erfolg.
Damit wartet das T-Mobile Team mit Vorjahres-Gewinner Erik Zabel (Unna) weiter auf den ersten Saisonsieg. Der 34-Jährige fuhr als 29. (6:00 Minuten zurück) ebenso hinterher wie der im Vorjahr zweitplatzierte Danilo Hondo, der mit einer Sekunde Vorsprung auf Zabel 18. wurde. Rolf Aldag (Ahlen) war als Achter bester T-Mobile-Fahrer.
«Das ist der absolute Hammer bei meinem Heimrennen», kommentierte der 26 Jahre alte Kopp seinen Sieg nach 4:44:26 Stunden, 32 Sekunden vor Schumacher. «Ich bin überglücklich», sagte der ehemalige T-Mobile-Fahrer, der nach eigenem Bekunden im vergangenen Jahr gezeigt hat, «dass ich ein bisschen Rad fahren kann». Kopp machte zusammen mit dem Südafrikaner Tiaan Kannemeyer (Südafrika) und dem Franzosen Cedric Vasseur lange das Rennen. Doch die Drei wurden «gestellt», ehe sich Kopp wenige Kilometer vor dem Ziel erneut ein Herz fasste und allen davon fuhr: «So gut war ich noch nie drauf, ich bin jetzt da, wo ich hinwollte», sagte der strahlende Gewinner.
Wie Kopp konnten Bobby Julich (USA), Oscar Freire (Spanien) und Tom Boonen (Belgien) mit Siegen auf sich aufmerksam machen. Der 33-jährige Julich gewann das aus drei Teilen bestehende Critérium International. Der in spanischen Diensten fahrenden Ansbacher Jörg Jaksche wurde Dritter und holte das Bergtrikot. Der dreifache Weltmeister Freire siegte beim «Pfeil von Brabant», bei dem nach seinem Ausstieg bei Paris-Nizza auch Lance Armstrong (USA) wieder am Start stand und nach 198 km im Hauptfeld ins Ziel trudelte.
Boonen hatte bereits zuvor den E3-Preis in Flandern über 202 km für sich entschieden und dabei den in Belgien lebenden T-Mobile-Profi Andreas Klier auf den zweiten Platz verwiesen. Mit der gleichen Platzierung musste der Weltmeisterschafts-Zweite Zabel auf der 1. Etappe des Critériums in Charleville-Mézières nach 168 km zufrieden sein. Im Massensprint war der Spanier Isaac Galvez schneller. Zabels letzter Sieg datiert vom Mai 2004, sein Team war zuletzt 1994 zu Saisonbeginn so erfolglos wie im Moment.
Das Critérium war spannend wie selten. Nach dem Teilerfolg von Galvez hatte der erst 20-jährige Niederländer Thomas Dekker die Etappe über 98,5 km durch die französischen Ardennen gewonnen. Vorjahressieger Jens Voigt aus Berlin, der zu Saisonbeginn die Mittelmeer-Rundfahrt gewonnen hatte, verlor 1:28 Minuten und spielte für die Endabrechnung keine Rolle mehr. Das Tempo war so hoch, dass 72 Fahrer im Ziel aus dem Zeitlimit fielen. Nur 89 Fahrer nahmen das abschließende Zeitfahren bei strömendem Regen in Angriff. Im Finale war der Olympia-Dritte Julich unantastbar. Im Zeitfahren über 8,3 km nahm er in 10:05 Minuten seinem zweitplatzierten Team-Kollegen Voigt drei Sekunden ab und feierte seinen zweiten großen Triumph nach Paris-Nizza vor zwei Wochen.
Armstrong, dessen Formaufbau in diesem Jahr nicht so reibungslos vonstatten zu gehen scheint wie sonst üblich, kündigte an, bei der Flandern-Rundfahrt seinen Team-Kollegen George Hincapie zu unterstützen. Davor startet der sechsmalige Toursieger noch bei Paris-Camembert. Nach der Flandern-Rundfahrt reist Armstrong in die USA zurück, um an der Tour of Georgia teilzunehmen.