Tirano (dpa) - Alberto Contador geht mit dem Mini-Vorsprung von vier Sekunden vor dem Italiener Riccardo Ricco auf die letzten Etappe des 91. Giro d'Italia.
Da ihm das 28,5 Kilometer lange Einzelzeitfahren nach Mailand aber entgegen kommt, hat der Spanier, der seinen Teamkollegen Andreas Klöden durch Aufgabe verlor, seinen ersten Giro-Sieg so gut wie in der Tasche. Im Vergleich zu Ricco, der auf der letzten Bergetappe über den Gavia und den Mortirolo vergeblich versucht hatte, auf Contador wie am Vortag Zeit gut zu machen, ist der Tour-de-France-Sieger von 2007 ein guter Zeitfahrer. Den Tagessieg im Ziel der 20. Etappe sicherte sich nach 224 Kilometern «Bergkönig» Emanuele Sella (Italien), der seinen dritten diesjährigen Tageserfolg feierte. Die Gruppe mit Contador erreichte das Ziel 1:30 Minuten danach.
Überschattet war die vorletzte Etappe aus deutscher Sicht vom Ausstieg des erkälteten Astana-Profis Andreas Klöden. Der 32-jährige Wahlschweizer stieg beim Aufstieg zum Gavia-Passes, der mit 2618 Metern den höchsten Punkt des diesjährigen Giros bildete, vom Rad und in den Teamwagen. Der vor drei Wochen mit Siegambitionen gestartete Klöden lag als bester Deutscher im Gesamtklassement auf Rang 13.
«Andreas war schon die ganze Woche erkältet. Besonders schlimm war es für ihn am Marmolada. Danach ging es ihm etwas besser. Doch bei der gestrigen Verteidigung des Rosa Trikots hat er sich komplett verausgabt. Am Abend war er sehr bleich und ist mit Fieber sofort ins Bett gegangen. Sein Ausscheiden ist bedauerlich, weil er und Alberto sich bei diesem Giro menschlich näher gekommen sind», erklärte Maertens.
Entgegen sonstigen Gewohnheiten bei den größten Länder-Rundfahrten hat die letzte Etappe, sonst eher ein Schaulaufen für den Sieger, noch einmal große Bedeutung. Der total flache Parcours zwischen Cesano Maderno und Mailand ist auf Contador zugeschnitten, auch wenn der 25-jährige Spanier das Zeitfahren kaum gewinnen und damit den avisierten Gesamtsieg bei seinem Debüt in Italien ohne einen Etappensieg davontragen dürfte. Der Schotte David Millar ist der große Favorit für das Giro-Finale über 28,5 Kilometer.