Brüssel (dpa) - Die entscheidenden Passagen in den Alpen hat sich Emanuel Buchmann schon ganz genau angeschaut.
Zwar stehen die kurzen aber knallharten Etappen bei der Tour de France erst in der letzten von drei Wochen an, doch genau dann soll es für den deutschen Hoffnungsträger noch um den ganz großen Wurf in der Gesamtwertung gehen. «Mein Ziel sind die Top 10. Ich habe ein sehr gutes Gefühl, da die Saison bis jetzt wirklich gut lief», sagte Buchmann der Deutschen Presse-Agentur vor dem Grand Départ in Brüssel an diesem Samstag (14.30 Uhr/ARD und Eurosport).
Mit seiner Top-10-Vorgabe geht der 26-Jährige den Saisonhöhepunkt eher zurückhaltend an. Buchmann ist Kapitän des ambitionierten Teams Bora-hansgrohe, gilt als begnadeter Kletterer und hat mit seinem dritten Platz beim Criterium du Dauphiné erst seine starke Form unter Beweis gestellt. «Ich habe schon das ganze Jahr gezeigt, dass ich in den Bergen mit den Besten mithalten kann, und die Dauphiné hat das nochmal bestätigt, was natürlich viel Selbstvertrauen für die Tour gibt», sagte Buchmann.
Das Tour-Profil mit nur einem mittelschweren Einzelzeitfahren und vielen schweren Bergetappen dürfte Buchmann entgegenkommen. In einem Höhentrainingslager in Italien bereitete er sich in den vergangenen Wochen auf die Tour vor. Nun will der zurückhaltende Buchmann das schaffen, was seit Andreas Klöden 2009 keinem Deutschen mehr gelang: Einen Top-10-Rang beim größten und prestigeträchtigsten Radrennen der Welt. Auch Teamchef Ralph Denk ist vom 62-Kilogramm-Kapitän vollends überzeugt und traut diesem den Sprung nach oben zu.
Während die weiteren deutschen Radsport-Talente Maximilian Schachmann (ebenfalls Bora-hansgrohe) und Nils Politt (Katusha-Alpecin) schon bei den Frühjahrsklassikern mit großem Erfolg attackierten, lag der Fokus von Klassement-Fahrer Buchmann ganz auf der Tour, die er 2017 ohne Kapitänsrolle schon als 15. beendet hatte. «Er hat sich speziell auf die Tour vorbereitet. Er sieht verdammt dünn aus, was natürlich für einen Bergfahrer gut ist», sagte Politt. Er sieht Buchmann die Rundfahrt in dreieinhalb Wochen auf den Champs-Élysées zwischen Platz fünf und zehn beenden, wie er prognostizierte.
Schachmann, seit Sonntag immerhin deutscher Meister, hat seinem Kapitän die volle Unterstützung zugesichert. «Wenn er es schafft konstant zu fahren, traue ich ihm zu, ganz weit vorne reinzufahren. Er hat schon mehrfach bewiesen, dass er mit den Besten in den Bergen mitfahren kann», sagte der Berliner. Die Dauphiné gilt traditionell als besonders wichtiger Test, fünf der vergangenen sieben Sieger gewannen im Anschluss auch die Tour.
Vor dem Startwochenende in der Europa-Hauptstadt Brüssel, wo an diesem Sonntag bereits das wichtige Mannschaftszeitfahren stattfindet, verspürt Buchmann durch den entstandenen Rummel keinen zusätzlichen Druck. «Ich sehe das eher als große Chance.» Die Verantwortung sei als Kapitän und Klassement-Fahrer aber schon etwas größer, räumte er ein.