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Dario (Mi) und Susanna Frigo nach einer Anhörung am Gericht in Albertville.
14.07.2005 13:58
«Kanaille» Frigo - Handy abgehört - Unter Aufsicht

Digne-les-Bains/Mailand (dpa) - Die Tour de France kommt vom Dauer-Thema Doping nicht los. «Wiederholungstäter» Dario Frigo hat die Problematik wieder in den Mittelpunkt gerückt und ist Auslöser eines wilden Krimis.

Nachdem vermutlich sein Handy abgehört wurde, ging seine Ehefrau Susanna der Polizei «bei einer Routine-Kontrolle», wie es in französischen Zeitungen hieß, an der Autobahn-Mautstation in Saint Hélène in den Alpen ins Netz. Nach der Festnahme des Ehepaares wegen des Transports verbotener Medikamente in einer Kühlbox - die «Gazzetta dello Sport» schrieb von «Familien-Doping» - sind beide gegen Zahlung einer Kaution von 60 000 Euro wieder auf freiem Fuß, dürfen Frankreich aber nicht verlassen. Frigo, der in Monte Carlo lebt, darf seinen Beruf nicht ausüben, so lange die Ermittlungen der Polizei aus Lyon laufen.

Den 31-jährigen Profi vom italienischen Fassa Bortolo-Team erwarten sport- und zivilrechtliche Ermittlungen, weil seine Frau und er gegen das französische Anti-Doping-Gesetz vom 23. März 1999 verstoßen haben. Susanna Frigo drohen drei Jahre Haft. Ihr Mann, von seinem Teamchef Giancarlo Ferretti «Kanaille» genannt, muss eine lebenslange Sperre befürchten, dazu eventuell eine Haftstrafe.

Der blonde Italiener ist zum zweiten Mal auffällig geworden. Schon beim Giro d'Italia 2001 fand die Polizei in San Remo verschiedene verbotene Medikamente. Daraufhin war Frigo erst sechs Monate, nach Intervention des Weltverbandes UCI neun Monate gesperrt worden. Die bei Frigos Frau gefundenen Substanzen werden zur Zeit untersucht. Die Behörden gehen von dem bei Ausdauer-Sportlern als Blutdoping-Mittel verwendeten Präparat EPO aus.

«Wir konnten nicht erwarten, dass die Zeit des Dopings vorbei ist. Es ist gut, dass solche Leute mit einem Tritt in den Hintern ausgeschlossen werden», sagte der stellvertretende Tour-Direktor Christian Prudhomme, der im kommenden Jahr Jean-Marie Leblanc als Rundfahrt-Chef beerben wird. Frigo, der 2001 Paris-Nizza und zwei Mal die Tour de Romandie gewann sowie im Jahr 2002 einen Tour-Etappensieg feierte, gehöre laut Leblanc zur Generation von Fahrern, die «nichts verstanden» hätten und die «aus dem Verkehr gezogen werden müssen».

In dem italienischen Team, dem der Profi seit 2003 angehört, beeilten sich die Verantwortlichen zu erklären, dass es sich um ein isoliertes Vergehen eines Einzelnen handele. Ex-Profi und Teamchef Bruno Cenghialta sagte: «Das hat nichts mit unserer Mannschaft zu tun. Ich wusste gar nicht, dass seine Frau kommen sollte.» Teamanager Ferretti (63), seit Jahrzehnten im Metier und der «Magier» genannt, zeigte sich persönlich tief enttäuscht: «Ich habe ihm in meinem Team vor zwei Jahren wieder eine Chance gegeben. Er ist eine Riesen-Kanaille. Ich hasse ihn».

Der Fall Frigo löste in Italien die Diskussion aus, ob des Dopings überführte Profis für den daraus entstandenen Imageschaden des Teams aufkommen müssten. Ex-Profi Francesco Moser, Vorsitzender der Fahrer-Gewerkschaft CPA, befürwortet diesen Vorschlag. Wegen der Affäre dürfte es den Verantwortlichen noch schwerer fallen, für die kommende Saison einen neuen Sponsor zu finden, wovon auch Frigos Team-Kollege, der Supersprinter Alessandro Petacchi, betroffen wäre.

Ein ähnlicher Fall erschütterte die Tour 2002, als die Frau des damaligen Tour-Dritten Raimondas Rumsas (Litauen) verhaftet wurde. Unmittelbar nach Ende der Frankreich-Rundfahrt war sie in ihrem Mercedes mit unerlaubten Medikamenten gestellt worden und musste für 73 Tage ins Gefängnis. Ihr Mann, der nach dem Vorfall in mehreren Teams nicht richtig Fuß fasste, wurde mit internationalem Haftbefehl gesucht und kurz vor der laufenden Tour in Italien verhaftet.

24 Stunden vor Frigos Verhaftung im Mannschaftshotel war der Russe Jewgeni Petrow von der Tour ausgeschlossen worden. Bei dem 27 Jahre alten ehemaligen U-23-Weltmeister vom Lampre-Team war bei einer Blutkontrolle ein überhöhter Hämatokritwert festgestellt worden. Das deutet auf EPO-Doping hin.


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