Erfurt (rad-net) - Neuer Kader, alte Ziele: Das Thüringer Energie Team hat sich erneut mit fünf Fahrern aus dem Thüringer Nachwuchs verstärkt und setzt wieder voll auf die Jugend. Zuvor hatten ebenfalls fünf Sportler, allen voran Kapitän Tony Martin, die Mannschaft verlassen. Wie schon 2007 beträgt das Durchschnittsalter 20,9 Jahre. Konstant bleiben auch die Ziele für die neue Saison. National haben die Meisterschaften, die Bundesliga und die Thüringen-Rundfahrt Priorität. International liegt das Augenmerk neben den Europa- und Weltmeisterschaften vor allem auf der Olympiateilnahme von Patrick Gretsch und Daniel Becke.
Eines der größten deutschen Radsporttalente abgegeben, eines neu verpflichtet. Nach dem Weggang von Tony Martin ins Profilager zum Team High Road hat das Thüringer Energie Team mit John Degenkolb wieder einen hoffnungsvollen Youngster mit Profi-Zukunft hinzugewonnen. Der Deutsche Juniorenmeister und WM-Zweite im Zeitfahren aus Gera steht an der Spitze der fünf Neuzugänge mit Florian Harbig, Nils Plötner sowie den May-Zwillingen Maximilian und Sebastian. Verlassen hat die Mannschaft neben Tony Martin auch Nico Graf (Atlas Romer’s Hausbäckerei) der, wie Martin, nicht mehr dem Altersbereich U23 angehört. Sascha Damrow, Björn Gollhardt und Matthias Hahn haben keine neuen Verträge mehr erhalten.
„John waren bei den Junioren absolute Spitze – in Deutschland fast eine Klasse besser als der Rest“, sagt Trainer Gerald Mortag. „Für sein Alter ist er ein sehr zielstrebiger junger Mann, der weiß was er will und im Kopf klarer ist als manch anderer mit über 20 Jahren.“ Die Stärken des 19-Jährigen liegen vor allem im Zeitfahren, aber auch bei Sprintankünften sei er stets gefährlich, weiß Mortag. „Am Berg hat er sicher noch seine Reserven und natürlich muss er sich erst einmal in der neuen Altersklasse beweisen. Aber insgesamt ist er ein sehr kompletter Rennfahrer mit gutem Instinkt und einer super Rennübersicht.“ Daher könne Degenkolb schon in seiner ersten U23-Saison hier und da eine Führungsposition zukommen. Ähnlich erging es in der letzten Saison einem ebenso großen Talent. Marcel Kittel sammelte in seinem ersten Jahr viele gute Ergebnisse und konnte sogar auf Anhieb Deutscher Zeitfahrmeister werden.
Ein kommender Mann für Rundfahrten könnte Nils Plötner werden. „Nils ist ein ordentlicher Zeitfahrer und kommt gut den Berg hoch. Nur an seiner Stabilität muss er noch arbeiten“, schätzt Mortag ein. Deshalb stehen für ihn vor allem die Eingewöhnung in der U23 und mannschaftsdienliches Fahren im Vordergrund. Hoffnungsvoll blickt Mortag auch auf einen dritten Youngster seiner Trainingsgruppe. „Florian Harbig hat mich letztes Jahr am meisten überrascht. Er war Anfang der Saison kein Nationalkader und hat es trotzdem durch erstklassige Ergebnisse bis zur WM geschafft.“ Wie Plötner ist auch Harbig ein guter Zeitfahrer mit Qualitäten am Berg. Der 18-Jährige ist ein schlanker, schmächtiger Rennfahrer, der laut Mortag noch ein wenig im Kraftbereich zulegen muss, um die höheren Belastungen verkraften zu können.
Nicht mehr an die längeren Renndistanzen müssen sich Maximilian und Sebastian May gewöhnen. Die Zwillinge haben in ihrer zweiten U23-Saison den Sprung in Deutschlands beste Nachwuchsmannschaft geschafft. 2007 hatten die Arnstädter die Chance, sich im Team Snapfish zu entwickeln und für das Thüringer Energie Team zu empfehlen. Diese Möglichkeit bietet der Thüringer Radsportverband gemeinsam mit dem Thüringer Energie Team jungen Talenten, die nicht sofort übernommen werden. „Die beiden Mays haben bewiesen, was man mit unbedingtem Willen erreichen kann. Sie haben ihr Ziel nicht aus den Augen verloren. Und das hat uns beeindruckt“, sind sich die Sportlichen Leiter Jens Lang und Gerald Mortag einig. Bei Einsätzen als Gastfahrer überzeugten sie letzte Saison als mannschaftsdienliche Helfer, die perfekt ins Konzept des Teams passen.
Bahnfahrer Sascha Damrow hat nun umgekehrt wie die Mays die Chance nach zwei Jahren mit vielen Verletzungen, im Team Jenatec seine alte Form wiederzufinden. Schafft er dies, stehen ihm alle Türen für eine Rückkehr offen.
In seinem letzten U23-Jahr befindet sich nun der Geraer Marcel Barth. Daniel Becke ist wie 2007 der älteste Fahrer im Team. Denn neben der vorwiegenden Ausrichtung auf den U23-Bereich will das Thüringer Energie Team auch 2008 die Bahntradition im Freistaat fortsetzen. Becke und Patrick Gretsch haben gute Chancen in Peking mit dem deutschen Bahnvierer auf Medaillenjagd zu gehen.
Das neue Team absolviert bereits gemeinsam ein Trainingslager auf Mallorca und schon vorher stellte sich beim ersten Teamtreffen mit Fußballturnier heraus, dass die Chemie unter den Fahrern auch 2008 wieder stimmt. „Bei der Zusammenstellung legen wir neben der Leistung ganz besonderen Wert auf die Charaktere der Sportler“, sagt Manager Jörg Werner, „Unsere Qualität war schon immer die Geschlossenheit und der Teamgeist.“
Der Kader des Thüringer Energie Teams in der Übersicht