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Gute Laune trotz harter Trainingseinheiten: Jan Ullrich hat noch viel Arbeit.
22.04.2004 15:07
Jan Ullrich fährt nicht «Rund um den Henninger Turm»

Frankfurt/Main/Berlin (dpa) - Jan Ullrich will bis Ende Mai kein Rennen mehr bestreiten. Der mit Gewichtsproblemen kämpfende Olympiasieger sagte einen Tag nach seinem enttäuschenden Ausstieg beim Klassiker Flèche Wallone seinen Start bei «Rund um den Henninger Turm» am 1. Mai ab.

Statt dessen will sich Ullrich in seiner Schweizer Wahlheimat auf die Tour de France vorbereiten. Sein nächstes Rennen soll er erst wieder am 29. Mai bei «Rund um die Hainleite» in Thüringen fahren, teilte T-Mobile-Sprecher Matthias Schumann in Frankfurt/Main mit. Damit fehlt Ullrich auch beim fünften Weltcup-Rennen Lüttich-Bastogne-Lüttich.

«Das war noch eine Nummer zu hoch für mich», hatte Ullrich nach seinem Ausstieg ernüchternd feststellen müssen. Die 68. Auflage des Flèche Wallone, bei dem Gerolsteiner-Kapitän Davide Rebellin einen eindrucksvollen Sieg drei Tage nach seinem Erfolg beim Amstel Gold Race feierte, hatte er nach 100 km abgeschlagen abbrechen müssen.

Ullrich habe schon oft genug bewiesen, dass er bei der Tour in Topform sei, wenn man ihm dazu die nötige Zeit gebe. «Die braucht er jetzt auch», meinte Schumann. In der Schweiz soll sich Ullrich nun in die Form fahren, «mit der er Lance Armstrong angreifen will». Die Mannschafts-Kollegen Matthias Kessler und Andreas Klöden sollen in der nächsten Woche die Trainingspartner sein.

Doch die Zeit wird knapp. Bis zum Tourstart sind es nur noch zweineinhalb Monate. Nach Ullrichs Rennkalender fällt der Mai für die wichtige Arbeit an der Wettkampfhärte fast komplett weg. Seine Fixpunkte zur Vorbereitung seien nun die Deutschland-Rundfahrt und die Tour de Suisse, erklärte der Sportliche Leiter des Teams, Mario Kummer: «Natürlich hatten wir damit gerechnet, dass es bei ihm schon besser geht, aber es besteht kein Grund zur Panik. Ihm fehlen Kilometer.»

Ullrichs persönlicher Betreuer Rudy Pevenage befürchtet, dass «jeder weitere Zwischenfall jetzt ernste Probleme» bringen wird. Schuld an der jetzigen Situation sei laut Pevenage nur einer: Ullrich, den in alter Umgebung offensichtlich wieder der Schlendrian eingeholt habe.

Der gebürtige Rostocker, der nach seinem glanzvollen zweiten Rang im vergangenen Jahr nach seiner Dopingsperre nun seinen Tour-Erfolg von 1997 wiederholen will, habe sich so vorbereitet, «wie er glaubt, dass es richtig war», meinte Schumann. Der T-Mobile-Kapitän, seit seiner Unterschrift beim Telekom-Nachfolger mit einem hoch dotierten Drei-Jahres-Vertrag versehen, war zuletzt bei seiner zurückhaltenden Vorstellung am Ostermontag in Köln unangenehm aufgefallen. «Zu viel Gewicht, zu wenig Rennen», hatte Eddy Merckx gemäkelt. Vor dem Flèche Wallone hatte Kummer die Kritik «angeblicher Experten» an der Ullrich-Vorbereitung bemängelt und erklärt: «Im Juni macht es 'klick' bei Jan.»

Zumindest die Querelen zwischen Teamleiter Walter Godefroot, Pevenage und Kummer sollen ausgeräumt sein. Man habe sich zusammengesetzt und die bereits getroffene Rollenverteilung noch einmal festgezurrt, erklärte Schumann. So soll sich Pevenage um Ullrichs Training kümmern, Kummer ist für den Wettkampf zuständig. Im Teamwagen wird Pevenage, der Ullrich seit 1996 immer direkt begleitete, weiterhin nicht sitzen.


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