Madrid (dpa) - Der 55-jährige Ire Pat McQuaid hat in Madrid die von Turbulenzen begleitete Wahl zum neuen Präsidenten des Radsport-Weltverbandes UCI gewonnen. Der Günstling des scheidenden UCI-Chefs Hein Verbruggen (Niederlande) setzte sich gegen Gregorio Moreno aus Spanien durch.
In geheimer Wahl entschieden sich die Stimmberechtigten mit 31:11 Stimmen deutlich für McQuaid. Verbruggen, der 14 Jahre im Amt war, dürfte seinen Sitz im IOC behalten. McQuaid erklärte, seinen Vorgänger mit der Wahrnehmung der Rechte des Radsports im olympischen Gremium zu beauftragen. Die Berufung von Verbands-Präsidenten ins IOC sind kein Automatismus.
Der 64-jährige Verbruggen ist Vorsitzender der Kommission zur Ausrichtung der Olympischen Spiele 2008 in Peking und gilt als wichtiger Zuarbeiter des IOC-Präsidenten Jacques Rogge. Die ehemalige deutsche Verbands-Präsidentin Sylvia Schenk, die aus dem Direktions-Komitee der UCI ausschied, befürchtet unter McQuaid eine Fortsetzung der Politik Verbruggens, die von vielen scharf kritisiert wird. «Jedem muss man eine Chance geben. Aber McQuaid hat in den vergangenen Jahren alle Entscheidungen Verbruggens mitgetragen. Ich hoffe zumindest, die Kommunikation und die Umgangsformen werden sich verbessern», sagte Schenk nach der Wahl. McQuaid war früher Radprofi und fuhr an der Seite des Klassiker-Spezialisten Sean Kelly.
Ihr Nachfolger auf dem Chefsessel des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), Ex-Verteidigungsminister Rudolf Scharping, wertete die Oppositionsarbeit von Sylvia Schenk und die Reaktion Verbruggens mit einer Anzeige wegen Verleumdung als «unangenehme persönliche Auseinandersetzung». Scharping: «Das ist nicht unsere Sache.» Er hätte seit Monaten intern mit der UCI-Spitze Fragen erörtert, die «den beiden deutschen Teams Gerolsteiner und T-Mobile wichtige Ergebnisse» vor allem im Steuerrecht gebracht hätten.
Scharping forderte von der neuen UCI-Führung, in der Deutschland in Zukunft im Direktions-Präsidium durch Fritz Ramseier vertreten sein wird, die zu Beginn dieses Jahres geschaffenen ProTour- Richtlinien zu modifizieren. Im Anti-Doping-Kampf pochte der Hobby-Radler auf eine Verschärfung der Regeln. Vor dem Hintergrund der Affäre Armstrong forderte Scharping die Schaffung von klaren Rechtsgrundlagen, so dass Doping-Proben nachträglich untersucht werden dürfen und im Fall einer positiven Analyse auch Richtlinien für Sanktionen im Nachhinein vorliegen.