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Stefan Nimke beißt 2003 bei der Siegerehrung in der Stuttgarter Schleyer-Halle im 1000 Meter Zeitfahren der Herren in seine Goldmedaille.
21.05.2004 19:13
„Ich will den Titel verteidigen“ - Zeitfahr-Weltmeister Stefan Nimke im Interview

Melbourne (rad-net) - Bei der am kommenden Mittwoch beginnenden Bahn-WM startet Stefan Nimke mit Medaillenchancen. der 1000-Meter-Weltmeister von 2003 hat in einem Interview angekündigt seinen im vergangenen Sommer in Stuttgart gewonnenen Titel verteidigen zu wollen.

Herr Nimke, Sie reisen als Titelverteidiger im 1000-Meter-Zeitfahren nach Melbourne. Welche Bedeutung hat die WM für Sie im Olympiajahr?
Stefan Nimke: „Eine ganz große, schließlich muss ich hier vorne dabei sein, um mich für Olympia qualifizieren, um dann dort Gold zu gewinnen. Olympia-Zweiter war ich ja schon.“

Ist die WM bloß Durchgangsstation auf dem Weg nach Athen?
„Nein, ich fahre nach Australien, um den WM-Titel zu verteidigen, aber ich weiß auch, wie schwer das ist – zumal in einer Disziplin wie dem 1000-Meter-Zeitfahren, wo du dir keinen Fehler leisten darfst. Außerdem ist dieser Wettbewerb immer für eine Überraschung gut. Neben den Favoriten wie Shane Kelly oder Arnaud Tournat kann immer auch einer nach vorne fahren, der vor der WM noch gar nicht so bekannt ist.“

Wie ist Ihre Vorbereitung auf die WM gelaufen?
„Nach Plan. Ich hatte keinen Ausfall und bin dementsprechend gut in Form. Einigen kleinen Straßenrennen im April folgte die spezielle Vorbereitung in Cottbus und den letzten Schliff hole ich mir in Australien.“

Sie waren schon öfter in Australien, haben dort vor vier Jahren in Sydney Olympia-Silber gewonnen. Haben Sie von dem riesigen Land schon mehr gesehen als Radrennbahnen und Trainingsstrecken?
„Ein bisschen mehr schon, aber richtig Urlaub gemacht habe ich hier noch nie. Nach den Wettkämpfen will ich meistens schnell heim zu meiner Familie. Und wenn ich mal eine größere Reise durch Australien machen sollte, dann mit der Familie.“

Die vor kurzem größer geworden ist…
„Ja, am 4. Mai ist unsere zweite Tochter Luise zur Welt gekommen. Jetzt hat die 22 Monate alte Charlotte ein Schwesterchen.“

Und Sie stehen nachts auf, wenn die Kleine schreit?
„Wenn ich zu Hause bin, teilen sich meine Lebensgefährtin und ich die familiären Pflichten. Wenn ich unterwegs bin, erledigt sie das alleine. Unser Familienleben läuft sehr rund.“

Fühlen Sie sich als Radsport-Star?
„Nee, gar nicht. Ich bin nicht der Typ, der abhebt und auf andere herabschaut. Ich bin genauso bodenständig geblieben, wie ich es vor dem WM-Titel war.“

Verdient man als Bahn-Weltmeister ähnlich viel Geld wie die Straßen-Profis, die in den GSI-Teams für die millionenschweren Kapitäne fahren?
„Ich denke, in den GSI-Teams verdient man mehr, aber ich komme gut über die Runden – mit der Unterstützung von Sporthilfe, Bundeswehr, meinem XXL-Erdgas-Team und einigen kleineren Sponsoren.“

Hat sich der WM-Titel von Stuttgart finanziell ausgewirkt?
„Schon. 2002 war ja durch meine Rückenverletzung ein recht schwieriges Jahr, auch wenn meine Sponsoren mich weiter unterstützt haben, als die Erfolge ausblieben.“

Können Sie jemandem, der noch nie Radrennen gefahren ist, beschreiben, wie es sich anfühlt, einen Kilometer auf der Bahn in Höchstgeschwindigkeit zu fahren?
„Das ist ungefähr so, als würde man mit vollem Tempo losrennen, weiter laufen, bis man nicht mehr kann, und sich dann noch mal 200 Meter weiter kämpfen. Viele vergleichen das 1000-Meter-Zeitfahren auch mit einem 400-Meter-Lauf, aber ich finde, es ist noch härter, weil der Kampf Mann gegen Mann fehlt, und man alleine gegen die Uhr fahren muss.“

Wie schaffen Sie es, dass Ihr Kopf die Beine immer weiter antreibt? Auch wenn die schon nach 500 Metern melden: Es geht eigentlich nichts mehr.
„Der Kopf will immer weiter, das ist eigentlich nicht das Problem. Viel schwieriger ist es, sich vom Start aus dem Stand bis ins Ziel nicht den kleinsten Fehler zu leisten. Um das hinzubekommen, arbeite ich seit der Vorbereitung auf die WM von Stuttgart mit einem Sportpsychologen zusammen.“

Was fasziniert Sie am Kilometer auf der Bahn am meisten?
„Die Geschwindigkeit. Dass ich mehr als eine Minute lang aus eigener Kraft mit zirka 60 Stundenkilometern Rad fahren kann. Und das Erlebnis, die absoluten Grenzen der eigenen körperlichen Leistungsfähigkeit zu erreichen.“


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