Köln (dpa) - Die Luft für den des Dopings verdächtigten Danilo Hondo vom Team Gerolsteiner wird immer dünner.
Das dem Radprofi in zwei A-Proben bei der Murcia-Rundfahrt im März in Spanien nachgewiesene Aufputschmittel heißt Carphedon und ist nicht in einem von Hondo verwendeten Nahrungs-Ergänzungsmittel enthalten. Das bestätigte der Rennstall.
Nach den Recherche-Ergebnissen des leitenden Teamarztes Ernst Jakob sei dieser Wirkstoff offensichtlich in keinem am Markt verfügbaren Medikament enthalten, hieß es. «Der Wirkstoff ist relativ unbekannt», sagte Jakob. «Ursprünglich wurde er in der ehemaligen Sowjetunion entwickelt, inzwischen ist Carphedon allerdings auf einschlägigen Internetseiten als bloße Substanz bestellbar.»
Bei der Untersuchung eines von Hondo selbst erworbenen und benutzten Nahrungsergänzungsmittels wurde keine Dopingsubstanz festgestellt. Vom Teamarzt Alexander Iablounovski in Spanien verabreichte Medikamente seien laut Gerolsteiner ebenfalls ohne Befund.
Der Sprinter hat nach eigenen Worten die Eröffnung der B-Probe beantragt. Das Kölner Anti-Doping-Labor von Professor Schänzer untersuchte die Zusammensetzung mehrerer «Nahrungs-Ergänzungsmittel und Regenerations-Präparate», die der 31-Jährige Wahlschweizer zu sich nimmt.
Der nach der positiven A-Probe von seinem Team sofort suspendierte Hondo wird bei der B-Proben-Analyse in Madrid, wo auch die A-Probe untersucht wurde, dabei sein. «Ich fliege mit unserem Mannschaftsarzt», sagte der Lausitzer. Ein Termin für die Untersuchung stehe noch nicht fest.
Allerdings kann sich der in diesem Jahr schon zwei Mal erfolgreiche Sprinter kaum Hoffnungen machen, dass die B-Probe ein anderes Ergebnis als die A-Probe ergibt. «Das gab es meines Wissens noch nie», sagte dazu Enrico Carpani, der Sprecher des Weltverbandes UCI. Nach wie vor sagt der im Moment nach Jan Ullrich und Erik Zabel wohl bekannteste deutsche Radprofi: «Ich habe nicht gedopt.»
Hondo, der mit seinem Team gerade in vielversprechenden Vertragverhandlungen stand, droht der Fall ins Bodenlose. Wird er endgültig des Dopings überführt, droht ihm die sofortige Entlassung und eine zweijährige Sperre. Zwei weitere Jahre darf der Familienvater dann nicht mehr von einem ProTour-Team engagiert werden. Damit wäre Hondo vier Jahre aus dem Verkehr gezogen. «Das wäre dann sicher mein Karriere-Ende», meinte der in Ascona lebende Cottbuser, der als bester Deutscher der ProTour-Wertung vor der Flandern-Rundfahrt auf Rang drei lag.
Bei einer endgültigen Überführung Hondos muss der Rennstall seine gesamte Strategie für die kommende Tour de France überarbeiten. Hondo, Zweiter beim ersten Frühjahrs-Klassiker Mailand - San-Remo, wollte sich auf Etappensiege und das Grüne Trikot konzentrieren.