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Hans-Michael Holczer ist der Teamchef von Team Gerolsteiner.
05.09.2007 11:25
Holczer und seine Radprofis auf Partnersuche

Gerolstein (dpa) - Jung, dynamisch, erfolgreich, glaubwürdig: Hans-Michael Holczer hat mit seinem Team Gerolsteiner bei der wahrscheinlich nicht so problemlosen Suche nach einem neuen Sponsor einiges zu bieten.

Die Werbemöglichkeiten seien im Radsport in der Kosten-Nutzen-Rechnung für neue Interessenten nach wie vor konkurrenzlos. «Die Popularität ist ungebrochen», auch wenn die Frage nach dem Image wegen der Doping-Diskussion «eine andere» sei, sagte der ehemalige Mathematiklehrer, der sein Qualitäts-Produkt für acht Millionen Euro pro Saison anbieten will: «Vielleicht ein bisschen mehr, weil erste Liga immer ein wenig teurer ist.»

Der Mineralwasser-Hersteller Gerolsteiner hatte am Vortag bekannt gegeben, den Geldhahn am Ende der Saison 2008 nach zehn Jahren im Business zuzudrehen. Wirtschaftliche Erwägungen, neue Abnehmer und damit eine neue Werbestrategie, nicht aber die «Doping- Ereignisse» seien Schuld am Ausstieg, teilte die Firmenleitung in Gerolstein mit. Die Marktlage ist angespannt - das weiß auch der große Kommunikator Holczer, der kräftig die Werbetrommel rührt.

Der Sponsoren-Rückzug traf Holczer nicht sehr hart - sagt er. Noch auf der Rückfahrt vom Sitz des mittelständischen Unternehmens in der Vulkaneifel erreichte den Team-Manager, der zusammen mit seiner Frau Renate die Firma HSM leitet, ein Angebot, «das ich in den kühnsten Träumen nicht erwartet hätte». In den nächsten Wochen folgen Gespräche mit mehreren Interessenten. Gut möglich, dass die neue Radsport-Ehe für 2009 zwischen dem zweiten deutschen Elite-Team neben T-Mobile und einem neuen Geldgeber noch in diesem Jahr geschlossen wird. Der «Neue» könnte sich im nächsten Jahr als Co-Sponsor langsam an den Rhythmus gewöhnen und dann 2009 übernehmen.

Wie im Profiradsport üblich, zahlen die Sponsoren ihr Geld - im Fall Gerolsteiner etwa neun Millionen pro Saison - an Firmen, denen die Lizenzhalter vorstehen. Die Fahrer und die übrigen Team- Mitglieder sind dort angestellt. Die Finanziers werden mit «medialen Gegenwerten» entlohnt, die am liebsten in Fernseh-Minuten gemessen werden und hochgerechnet im Vergleich zu PR-Maßnahmen in anderen Sportarten eher billig zu haben sind. Ein Gelbes Trikot oder ein Etappensieg bei der Tour de France mit gut sichtbarem Firmen-Logo live im Fernsehen: Mehr kann sich ein Sponsor kaum wünschen.

Holczer und den meisten Fahrern ist nicht bange vor der Zukunft. «Ich habe keine Angst. Ich bin sicher, dass es mit Holczer weiter geht, er wird einen neuen Sponsor finden. Wir haben ein sauberes Image zu bieten und die Zukunft vor uns», versprühte Stefan Schumacher geradezu Optimismus. Der Schwabe, der für die Titelkämpfe am 30. September vor seiner Haustür in Stuttgart zu den Topfavoriten zählt, feilt zur Zeit bei der Vuelta an seiner WM-Form. «Wenn nicht Holczer einen neuen Geldgeber findet, wer dann», fragte rhetorisch Bernhard Kohl, der Österreicher in Diensten des Gerolsteiner-Teams.

So wie dem Mineralwasser-Hersteller - wenn auch nicht öffentlich eingestanden - stießen die nicht endenden Doping-Meldungen auch anderen Radsport-Sponsoren bitter auf. Rückzugs-Tendenzen sind zu erkennen. Die Auto-Firma ŠKODA, Ausrüster der Tour de France und des Teams Gerolsteiner, denkt über einen Ausstieg nach. Die Henninger Brauerei zieht sich 2009 zurück und beendet damit die Tradition des deutschen Klassikers «Rund um den Henninger Turm» in Frankfurt. «Rund um Köln» sucht ebenfalls einen Sponsor, den das Zweitliga-Team Wiesenhof von Jan-Ullrich-Kumpel Jens Heppner bereits verloren hat.

Bei allem Optimismus ist Holczer aber auch Realist: «Wenn wir in einem Jahr um diese Zeit noch in der jetzigen Situation sind, ziehen wir einen Schlussstrich.»


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