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Danilo Di Luca nach seinem Sieg auf der 11. Etappe des Giro d'Italia.
25.05.2007 13:46
Heile Giro-Welt statt Dopingbeichte

Biella (dpa) - In Deutschland ist die Omertà durchbrochen, beim Giro d'Italia und bei der Katalonienrundfahrt verschanzt sich die Radsportszene weiter verzweifelt hinter dem mafiösen Schweigegelübde. Die erschütternden Dopinggeständnisse der ehemaligen Telekom-Profis sorgen für Unmut.

Der genervte Giro-Spitzenreiter Danilo di Luca beschimpfte die bereuenden Dopingsünder Erik Zabel und Rolf Aldag gar als Nestbeschmutzer: «Ich verstehe nicht, wieso die EPO-Doping gestehen. Das scheint in Mode zu kommen. Sie sollten besser still sein, anstatt über alte Dinge zu sprechen, die elf Jahre zurückliegen», sagte der 31-Jährige.

Hinter den Kulissen herrscht in Spanien und Italien Aufruhr im Peloton, das sich fühlen muss, als fahre es durch ein Minenfeld. Jeden Moment kann die nächste Bombe hochgehen. Im Inneren wird gezweifelt und gezittert, nach außen aber verstecken sich die Profis weiter hinter der Maske des fairen Radsports: «Mann kann auch sauber gewinnen», sagte Óscar Sevilla nach seinem Sieg auf der Königsetappe der Katalonienrundfahrt. Wegen seiner mutmaßlichen Verwicklung in die Fuentes-Affäre war er von T-Mobile entlassen worden.

«Der Radsport stirbt, niemand glaubt mehr an ihn», klagte der nun für das Team Relax GAM fahrende Sevilla. Es werde über den Radsport nur noch Schlechtes berichtet. Das ist in Italien anders: Rosa ist das Trikot des Gesamtführenden Di Luca in Anlehnung an die Farbe des Zeitungspapiers der La Gazzetta dello Sport. Rosa ist auch die Brille, durch die die größte Sporttageszeitung Italiens auf den Giro schaut, den sie selbst organisiert. Den historischen Doping-Beichten aus Deutschland widmet die Gazzetta gerade mal eine knappe Seite, der 12. Giro-Etappe stolze sechs.

Und auf diesen Seiten wird vorbehaltlos gejubelt und ein Feuerwerk von Superlativen abgebrannt: Da «fliegt» der «Gigant» Di Luca über die Gipfel bis zur Bergankunft in Briancon, womit er sich zum «Herrscher des Giro» aufgeschwungen und als «der starke Mann» präsentiert habe. Und diese vermeintlich heile Radsportwelt kommt bei den skandalmüden Italienern an. Die tödliche Doping-Tragödie um Marco Pantani, der Fall Ivan Basso und der größte Manipulationsskandal in der geliebten Fußballliga haben die «Tifosi» zermürbt. «Auch Zabel gesteht, aber in den Bergen wird weiter gejubelt», wunderte sich der «Corriere della Sera». Wer sich nicht schon längst vom Sport abgewendet hat, will einfach an den sauberen Sport glauben und sich den Spaß nicht verderben lassen.

Dieses Bedürfnis wird befriedigt. Auch wenn die «La Gazzetta dello Sport» die Abgründe durchaus kennt: «Eher hätte ein Atheist an eine Marienerscheinung geglaubt, als dass man einem Radprofi geglaubt hätte, dass er kein EPO nimmt», kommentiert das Blatt die Situation im Radsport der 90er Jahre. Ob die Fahrer beim Giro 2007 wirklich ungedopt fahren, fragt die Zeitung nicht.


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