Berlin (dpa) - Radprofi Heinrich Haussler will Deutschland den Rücken kehren und in Zukunft für Australien in die Pedale steigen. «Ich möchte ab 2010 für die Nationalmannschaft von Australien starten. Meine Entscheidung ist definitiv», erklärte der 25-Jährige in Belgien.
Der im australischen Inverell geborene Haussler kam mit 14 Jahren nach Cottbus, um Radprofi zu werden und besitzt die deutsche und australische Staatsbürgerschaft. «Ich habe gemerkt, dass ich mehr Australier als Deutscher bin», begründete der Sprintspezialist des Cérvelo-Teams seinen Schritt.
In den Jahren 2002, 2003 und 2004 hatte Haussler bereits für Deutschland im U23-Bereich an Weltmeisterschaften teilgenommen. Danach fand der Wahl-Freiburger allerdings keine Berücksichtigung mehr. «Vom jetzigen Standpunkt aus gesehen wäre er in diesem Jahr sicherlich für Deutschland dabei», räumte Udo Sprenger, Vize-Präsident Vertragssport im Bund Deutscher Radfahrer (BDR) ein. Die WM findet vom 23. bis 27. September in Mendrisio in der Schweiz statt. «Haussler ist momentan der schnellste Sprinter, den wir haben. Allerdings ist der WM-Kurs sehr, sehr schwer. Trotzdem geht momentan kein Weg an ihm vorbei», erklärte Sprenger weiter.
Haussler, der nach vier Jahren in Diensten des Teams Gerolsteiner seit Anfang 2009 für zwei Jahre beim Schweizer Cérvelo-Rennstall von Tour-Sieger Carlos Sastre unter Vertrag steht, hat in dieser Saison bereits drei Siege eingefahren. Bei den Frühjahrs-Klassikern Mailand - San Remo und bei der Flandern-Rundfahrt schrammte er zudem als Zweiter jeweils knapp am Sieg vorbei. «Die Saison ist bisher absolut perfekt gelaufen», sagte Haussler. In der Weltrangliste des Weltverbandes UCI kletterte er vom sechsten auf den zweiten Platz.
«Heinrich ist ein Rennfahrer mit Riesenpotenzial und hat in dieser Saison zwei Schritte nach vorn gemacht», lobte Jens Zemke, Sportlicher Leiter bei Cérvelo. «Alles, was jetzt noch kommt, ist Feinschliff.» Zum angekündigten Wechsel des Nationalteams sagte Zemke: «Als Deutscher würde ich diesen Schritt von Heinrich natürlich bedauern. Aber es lässt sich nun mal nicht leugnen: Heinrich ist eben Halb-Australier.»
Vor Haussler hatte zuletzt bereits der Berliner Andreas Müller dem BDR in Richtung Österreich verlassen. Bei der Bahnrad-WM Ende März im polnischen Pruszkow gewann der 29-jährige Müller die Bronzemedaille im Scratch-Wettbewerb.