Geispolsheim (rad-net) - Bei den Hallenradsport-Europameisterschaften der U19 in Geispolsheim in Frankreich konnte der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) einmal mehr seiner Favoritenrolle gerecht werden. In den fünf Kunstradsport-Disziplinen entschieden sie drei für sich, dazu kamen zahlreiche weitere Medaillen.
Am ersten EM-Tag gab es für Deutschland vor gut 800 Zuschauern Gold im 2er Kunstradfahren der Juniorinnen durch Annika Papok und Anna-Sophia von Schneyder (Lottstetten) und einen Deutschen Doppelsieg im 1er Kunstrad der Junioren.
Nachdem das Schweizer Paar Simona Lucca/Larissa Tanner 71,95 Punkte vorgelegt hatten, überboten anschließend die Titelverteidiger Rosa Kopf/Svenja Bachmann aus Österreich mit einer blitzsauberen Kür diese Punktzahl und setzten sich an die Spitze mit 118,93 Punkte. Papok/Von Schneyder hatten als letzte Starterinnen gerademal 0,04 Punkte mehr an Schwierigkeit bei ihrem EM-Debüt eingereicht. Sie waren nunmehr gefordert und hielten dem Druck stand. Mit 121,16 Punkten durften die beiden in das blau-weiße EM-Trikot schlüpfen.
Zwölf Sportler waren im 1er Kunstrad der Junioren angetreten, um den EM-Titel zu holen. Für den Titel kamen aber nur zwei Sportler in Frage. Titelverteidiger Tim Weber (Böhl-Iggelheim) oder der Deutsche Meister Simon Köcher (Öschelbronn). Beide hatten mit 188,1 beziehungsweise 183,8 Zählern deutlich mehr an Schwierigkeitspunktzahl als die Konkurrenten eingereicht. Und sie wurden ihrer Favoritenrolle gerecht. Weber kam auf 182,91 Punkte und setzte sich damit vor Köcher, der 180,7 Zähler ausfuhr durch. Und das trotz, obwohl er die letzte Übung, die Standsteiger-Drehung verpatzte. «Da war ich nicht mehr richtig konzentriert genug und auch sehr nervös», so Weber zu seinem Missgeschick. Dennoch gewann er zum dritten Mal Gold. Dritter wurde der Tscheche Martin Kouril, der auf 119,93 Punkte kam.
EM-Tag gab es einige Überraschungen. Es folgte eine weitere Goldmedaille durch Alexander Brandl/Andreas Steger (Schleissheim) sowie jeweils Silber im 4er Kunstrad, 1er der Juniorinnen und Radball.
Nur drei Paare waren im 2er der Offenen Klasse am Start. Jelle Delporte/Lien Pattyn (Belgien) mit 22,07 und Panna Klara Zan-Fabian/Sebastian Hei (Ukraine) mit 45,57 Punkten hatten ihre Medaille bereits sicher und stellten für Brandl/ Steger keine ernste Bedrohung dar. Trotzdem zeigten sie ihr ganzes Können und gewannen mit 122,92 Punkten souverän.
Im 1er der Juniorinnen gab es mehrere Favoritinnen auf den Titel. Theresa Klopfer (Aalen-Ebnat) eröffnete den Reigen der Medaillenanwärter. Sie hatte keinen guten Tag erwischt und musste mehrfach vom Rad. Enttäuscht verließ sie mit 134,71 Punkten und am Ende Platz fünf die Fläche. Zuvor hatte Julia Hämmerli (Schweiz) mit 136,73 Punkten die bisher höchste Punktzahl gefahren. Es folgte Alessa Hotz (Schweiz) mit 152,26 Zählern. Lorena Schneider (Österreich), die Titelträgerin von 2017 kam auf 173,91 Punkte. Damit durfte sie auf der Leader-Couch Platz nehmen. Jana Pfann (Bruckmühl) war die letzte Starterin und es wurde eng. Als sie vom Rad stieg, «da wusste ich schon, dass es nicht ganz reichen wird. Aber, dass dann nur 0,15 zu Gold fehlen, das hätte ich mir im Vorfeld nicht vorstellen können.» 173,76 Punkte und der zweite Platz war ihr Ergebnis.
Auch im 4er Kunstrad hatten nur drei Nationen gemeldet. Die Slowakinnen geben mit 158,78 Punkten die Vorgabe, nach einem nicht ganz fehlerfreien Auftritt. Stella Rosenbach, Milena Schwarz, Selin Ülker und Tijem Karatas vom RV Mainz-Ebersheim gaben ihr EM-Debüt. Bereits bei der ersten Übung dem 2er Querzug Steiger durch mit vier Rechtsschleifen standen sie auf dem Boden. Unruhe zog ein und dies setzte sich bis zum Ende fort. Ein weiterer Abstieg führte zu weiterem Punkteschwund. Sie kamen auf 161,76 Zähler und erreichten Silber. Das Schweizer Quartett zog sein Programm ohne Absteiger durch und krönte sich mit 179,33 Punkten zum Europameister 2019.
Das deutsche Radballteam Tim und Eric Lehmann (Großkoschen) startete souverän in das Turnier und gewann alle Vorrundenspiele, sodass man als Vorrundenerster souverän im ersten Halbfinale auf Tschechien traf. Diese wurden mit 6:1 besiegt und damit standen sie im Finale. Die erste Halbzeit verschliefen die Lehmänner, 0:3 lagen sie gegen Timon und Yannick Fröhlich aus dem schweizerischen Altdorf zurück. In Halbzeit 2 holten auf, bis es beim Schlusspfiff 4:4 stand, sodass eine Verlängerung gespielt wurde. Aber auch die endete 2:2 unentschieden und die Entscheidung fiel im 4-Meter-Schießen. Das glücklichere Ende hatten schließlich die Schweizer, die 5:3 gewannen. Bronze ging an Österreich, die im kleinen Finale Tschechien mit 3:0 besiegten.
«Es war eine tolle EM hier in Geispolsheim, die bestens organisiert war», so unisono der BDR-Delegationsleiter Marco Rossmann, Kunstrad Bundestrainer Dr. Marcus Klein sowie Radball-Nationaltrainer Michael Lomuscio. «Wir waren mit den Leistungen aller Sportlerinnen und Sportler sehr zufrieden. Jeder hat an seinem EM-Tag, bei seinem Start seine Möglichkeiten abgerufen.»