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Walter Godefroot bei seiner Pressekonferenz in Gent.
05.06.2007 16:04
Godefroot streitet Doping-Verwicklung ab

Gent (dpa) - Der ehemalige Telekom-Teamchef Walter Godefroot hat jegliche Verwicklung in die Dopingaffäre strikt zurückgewiesen und will seinen ehemaligen Mitarbeiter Jef d'Hont verklagen.

«Ich habe Doping in unserem Radsport-Team weder organisiert noch finanziert», sagte der 63-jährige Belgier auf einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz in seiner Heimatstadt Gent. Zum weiter hartnäckig schweigenden Jan Ullrich sagte sein ehemaliger Chef: «Ich will nicht über andere reden. Ob Jan etwas zu erklären hat, muss er entscheiden.»

Erik Zabel wird nach seinem Doping-Geständnis auf einen Olympia- Start 2008 in Peking verzichten. Dies teilte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mit. Sowohl Zabel als auch Aldag sollen den DOSB künftig im Kampf gegen Doping aktiv und auch finanziell unterstützen. «Mit den zwischen uns verabredeten Maßnahmen machen Aldag und Zabel deutlich, dass sie die Schwere ihrer Taten erkennen und nicht einfach zur Tagesordnung übergehen», sagte DOSB-Präsident Thomas Bach. Er hatte sich mit den beiden getroffen. Die Deutsche Telekom werde auf Bitten des DOSB künftig deutlich mehr als die in diesem Jahr zur Verfügung gestellten 200 000 Euro für die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA bereitstellen.

Godefroot - von 1992 bis 2005 Team-Manager bei Telekom und dem Nachfolge-Team T-Mobile - wollte sich nicht in die Reihe der Doping-Geständigen stellen. Er versicherte in seinem 60-Minuten-Auftritt, er hätte «niemals Geld Von Fahrern für für Dopingmittel erhalten». Das hatten ihm Ex-Betreuer d'Hont in seinem Enthüllungsbuch und ehemalige Telekom-Profis direkt oder indirekt vorgeworfen. Godefroot kündigte an, seinen Landsmann d'Hont («Plumper Lügner») zu verklagen. Nach Ende der Tour de France will sich der heutige Berater des neuen Astana-Teams, «wie 2006 angekündigt», vom Radsport zurückziehen.

Godefroot ignorierte, was in der Hoch-Zeit seines Teams vor sich ging, und nannte das im Rückblick «naiv». «Dass ich nicht wusste, was lief, bedeutet nicht, dass ich blind war für das, was sich in der Mitte 90er Jahre in die Mitte des Pelotons eingeschlichen hatte. Rennfahrer gingen auf unerklärliche Weise über ihre Möglichkeiten hinaus», sagte Godefroot, der damals «einen Virus, der EPO hieß» diagnostizierte. «Wer war befallen? Das war auch eine offene Frage für mich», behauptete Godefroot, der seine Verantwortung seiner Meinung nach dennoch wahrnahm, weil er das Thema EPO im Weltverband UCI in den 90er Jahren thematisierte.

Laut Godefroot haben die inzwischen ebenfalls geständigen Freiburger Ärzte im Team versucht, «dem Wildwuchs bei der Medikamentierung Einhalt zu gebieten und in geordnete Bahnen zu lenken». Er hätte in seiner Karriere als Profi von 1965 bis 1976 - Godefroot war in seiner aktiven Laufbahn drei Mal Doping-auffällig - und danach als Manager «immer den roten Faden verfolgt, die Einnahme von Medikamenten zu beschränken».

Godefroot hatte in einen fensterlosen Hotel-Kellerraum gebeten. Rund 60 Journalisten und 12 Kamerateams warteten - vergeblich - auf weitere Enthüllungen, nachdem in den Vorwochen die Ex-Profis Bjarne Riis («Godefroot war auf einem Auge blind»), Christian Henn, Rolf Aldag, Erik Zabel, Brian Holm und Bert Dietz ein Bild vom flächendeckenden Doping-System im Team Telekom gezeichnet und Godefroot zum Teil heftig belastet hatten.

Toursieger Riis hatte Godefroot in seinem EPO-Geständnis zumindest Mitwisserschaft des Manipulations-Systems unterstellt. D'Hont erklärte im «Spiegel-Interview», Godefroot hätte den Geldfluss für Doping-Mittel im Team geregelt; Dietz äußerte sich ähnlich. Dietz hätte sich nur auf d'Hont berufen, deshalb verklage er den Ex-Profi nicht, erklärte Godefroot. Die d'Hont-Vorwürfe hätten ihn «tief verletzt».

«Ich bezweifle, dass Bjarne Riis jemanden betrogen hat. Ob er mehr gesündigt hat, als andere, weiß ich nicht», sagte Godefroot und benutzte die selbe, offensichtlich branchenübliche Formulierung wie Ullrich bei seiner bizarren Rücktritts-Pressekonferenz am 26. Februar in Hamburg. «Ich habe nie jemanden betrogen», hatte sich der auch durch die neuerlichen Erkenntnisse der Doping-Affäre Fuentes erheblich belastete Ullrich zu rechtfertigen versucht.

In Italien stehen die nächsten großen Doping-Enthüllungen bevor. Nach einem Bericht der «Gazzetta dello Sport» wird die römische Anti-Doing-Kommission in der nächsten Woche gegen den Giro-Dritten Eddy Mazzoleni und rund weitere 100 Sportler, Sportärzte, Betreuer und Funktionäre Ermittlungsverfahren einleiten. Verhört werden soll auch Giro-Sieger Danilo di Luca.


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