Rio de Janeiro (rad-net) - Heute beginnen in Rio die BMX-Wettkämpfe. Am Start: Nadja Pries aus Erlangen, die bei ihrer ersten Olympia-Teilnahme unbedingt ins Finale will. Es sind aber nicht nur Pries' erste Olympische Spiele, sondern sie ist überhaupt die erste deutsche Frau, die im BMX bei Olympia am Start ist.
Was das Leben mit einem vor hat, weiß man oftmals als Jugendlicher noch nicht. Manchmal hilft es aber, wenn man einfach am richtigen Ort zuhause ist. So wie beim deutschen BMX-Ass Nadja Pries, die im im fränkischen Erlangen aufgewachsen ist. «Dort wohnen wir in Spardorf direkt neben der BMX-Bahn», erzählt die 22-Jährige. «Mein Bruder hat das dann als Erster mal ausprobiert, da wollte ich ihm unbedingt nacheifern.» Und dann war es um sie geschehen: Mit neun Jahren löste Nadja Pries ihre erste Lizenz beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR), danach war sie mit der BMX-begeisterten Familie «immer mehr und immer weiter unterwegs.» Und während Bruder Timo mit 16 wegen einer Ausbildung aufhören musste, ist Nadja der BMX-Bahn treu geblieben. Nadja Pries: «Mich hat irgendwann der Ehrgeiz so gepackt, dass ich dabei geblieben bin.»
Gute Entscheidung, denn jetzt hat sie ihr großes Ziel erreicht: Olympia in Rio de Janeiro. Das Ticket zum Zuckerhut sicherte sich die Psychologie-Studentin im Mai mit Platz zwölf bei den Weltmeisterschaften in Kolumbien. «Das war eine große Erlösung», erzählt Pries. «Man hat die ganze Zeit das große Ziel vor Augen und tut alles dafür, aber zu 100 Prozent überzeugt, ist man dann doch nicht.» Selbst als Bundestrainer Florian Ludewig ihr schon vor dem WM-Halbfinale sagte «Du bist durch», konnte sie es noch gar nicht glauben. «'Du hast dich sicher verrechnet', habe ich ihm gesagt» und lacht heute darüber. Denn Ludewig hatte recht.
2012 hatte die Karriere von Nadja Pries so richtig Fahrt aufgenommen. Bei den Junioren-Weltmeisterschaften im englischen Birmingham überraschte sie mit der Silbermedaille - ihr bislang größter Erfolg als BMX-Sportlerin. Mit der Olympia-Teilnahme hat sie nun ein weiteres großes Karriereziel erreicht. «Ziel erreicht, aber das war es ja noch nicht», sagt Pries und will nun in Rio als eine der jüngsten Athletinnen im Starterfeld um den Einzug in das Finale der besten Acht kämpfen. «Das ist ein realistisches Ziel. Von mehr möchte ich mit meinen 22 Jahren noch nicht sprechen. Eine Medaille ist in vier Jahren sicherlich eher in Reichweite», blickt Pries auch schon in die Zukunft.
Jetzt wartet aber erst einmal Olympia 2016. Auf dem Weg nach Rio warteten viele Technikeinheiten, unzählige Stunden im Kraftraum und viele Sprint-Einheiten auf Nadja Pries. Am 30. Juli ging es dann nach Florida zur direkten Olympia-Vorbereitung.
Bei den Europa-Spielen in Baku (Aserbaidschan) hat sie im letzten Jahr schon einen kleinen Vorgeschmack auf das bekommen, was sie in Brasilien erwartet. Pries: «Olympiadorf, Einkleidung für das Team, das waren schon außergewöhnliche Erfahrungen.» Vom Olympia-Flair in Rio will sie sich aber nicht überwältigen lassen. «Ich will es genießen, aber nicht den Fokus auf den Wettkampf verlieren», sagt die Athletin des RC 1950 Erlangen, die international für das «Team Thrill» unterwegs ist. Aber auf das Olympische Dorf freut sich Nadja Pries dann doch besonders: «Es ist sicher cool, viele andere Sportler kennenzulernen und mit dem riesigen deutschen Team unter einem Dach zu leben.»
Go for Rio: Die Olympiakandidaten des BDR