Berlin (dpa) - Die Präsentation des 90. Giro d'Italia, der am 12. Mai 2007 auf der kleinen Mittelmeer-Insel Caprera beginnt, wurde in Mailand zur großen Ivan Basso-Show.
Der mutmaßlich in das Doping-Netzwerk des Doktor Fuentes verwickelte italienische Radprofi, der sich dem Discovery Channel-Team seines Freundes Lance Armstrong anschloss, umriss etwas großspurig seine Saisonpläne - ungeachtet der Tatsache, dass auch für ihn die Affäre noch nicht abgehakt sein dürfte. «So reibungslos, wie das jetzt alles scheint, wird es nicht abgehen», sagte Hans Michael Holczer. Der Chef des Teams Gerolsteiner vertritt im Anti-Doping- Kampf eine klare Linie wie auch Deutschland-Tour-Chef Kai Rapp, der Jan Ullrich und Basso von seiner Rundfahrt im August aussperrte.
«Ich bin freigesprochen und mich interessiert jetzt nur noch, wieder Rennen zu fahren, um mich auf den Giro und die Tour de France vorzubereiten. Ich will den Giro zum zweiten Mal gewinnen und zum ersten Mal in meinem Leben das Gelbe Trikot als Toursieger überstreifen», sagte Basso, dessen Verfahren vor der Doping- Kommission des Nationalen Olympischen Komitees CONI vorerst eingestellt wurde. «Freispruch» lautet dazu Bassos Formulierung.
Bei neuen Erkenntnissen der spanischen Ermittlungs-Behörde könnte die Sportgerichtsbarkeit - auch im Fall Basso - wieder tätig werden und auch der Weltverband UCI hat in der Affäre noch nicht sein letztes Wort gesprochen. «Es kommt wieder Bewegung in die Sache, nachdem der spanische Richter angekündigt hatte, die meisten der 58 verdächtigten Profis als Zeugen nach Madrid vorzuladen», sagte UCI- Chef Pat McQuaid. Nach Informationen der Zeitung «AS» erhielten die Spanier Alberto Contador und Jesus Hernandez als erste Aufforderungen auszusagen.
«Ich möchte die Statements und Aussichten Bassos nicht groß kommentieren. Ich gehe nach wie vor davon aus, dass ohne vorgelegte DNA-Tests keine Starts in ProTour-Rennen möglich sein werden, wie es die Teamchefs in Salzburg beschlossen haben. Noch vor Ablauf dieses Jahres werden wir uns wieder treffen und auch darüber sprechen», sagte Holczer. Rapp hatte Basso und dem ebenfalls verdächtigten Ullrich, der seinen 33. Geburtstag am Wochenende mit seiner Frau Sara in New York feierte, für August die Rote Karte gezeigt. «Genauso konsequent wird sich Tour-de-France-Direktor Christian Prudhomme verhalten. Wir stehen in ständigem Kontakt zu ihm», erklärte der Chef der Deutschland-Tour.
Sowohl Ullrich als auch Basso (29) haben bisher einen DNA-Test verweigert. Obwohl beide Fahrer seit neuestem immer wieder beteuern oder durch ihre Anwälte erklären lassen, unter Umständen doch zu einem solchen Schritt bereit zu sein. «Warum sollte ich einem Richter, der mich nicht einmal kennt, einen solchen Vorschlag machen?», fragte Basso, der wie Ullrich vor dem Start der vergangenen Tour de France suspendiert worden war. Von beiden Profis sollen bei Fuentes Beutel mit angereichertem Blut gefunden worden sein. Giro- Sieger Basso fliegt in der kommenden Woche zu seinem neuen Team in die texanische Hauptstadt Austin und startet mit Discovery im Januar sein erstes großes Trainingslager in Kalifornien.
Mit einem Mannschafts-Zeitfahren auf Caprera nahe Sardinien, dem letzten Wohnort des Nationalhelden Giuseppe Garibaldi, beginnt am 12. Mai der Giro. Die Strecke, die auch Etappenankünfte in Frankreich und Österreich beinhaltet, wurde am Samstag in Mailand vorgestellt, dem traditionellen Zielort. Im kommenden Jahr stehen 21 Etappen über insgesamt 3442 Kilometer auf dem Programm, ehe die norditalienische Metropole am 3. Juni erreicht wird. Lienz in den österreichischen Dolomiten ist zum zweiten Mal nach 1994 Giro-Etappenort.