Mailand (dpa) - Die hartnäckige Lobbyarbeit des Giro-Direktors Mauro Vegni hat sich ausgezahlt. Spektakulär bei der 101. Auflage der Italien-Rundfahrt ist am 4. Mai 2018 nicht nur der Startort Jerusalem, um den sich gar ein politischer Streit entzündete.
Der vierfache Tour-de-France-Gewinner Chris Froome konnte zur Teilnahme überredet werden. Der schmale Brite will die Chance nutzen, jahresübergreifend die drei großen Rundfahrten Giro, Tour de France und Vuelta zu gewinnen. Dass der 32-Jährige und sein Team für die Zusage zwei Millionen Euro kassiert haben sollen, wies Vegni am Mittwoch bei der feierlichen Giro-Präsentation in den Mailänder RAI-Studios von sich: «Ich habe kein Startgeld gezahlt».
Zum ersten Mal wird eine der drei traditionellen Länder-Rundfahrten außerhalb Europas gestartet. Zwischen den Giro-Organisatoren und Israel, wo die Sicherheitsbehörden vor einer ihrer größten Herausforderungen in der Geschichte des Landes stehen, kam es zu einem Namensstreit, der allerdings rasch beigelegt werden konnte. Die israelische Regierung hatte gegen den von den Veranstaltern auf ihrer Internetseite verwendeten Begriff «West-Jerusalem» protestiert. Das berührt einen zentralen Streitpunkt im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern.
«In Jerusalem, der Hauptstadt Israels, gibt es kein Ost und West», schrieben Tourismusminister Jariv Levin und Sportministerin Miri Regev in einer gemeinsamen Stellungnahme. Wenn der Eintrag nicht geändert würde, drohten die Gastgeber mit der Streichung der Finanzierung von 4,8 Millionen Euro. Die Giro-Veranstalter reagierten rasch und nahmen die geforderte Änderung vor. Damit war der politische Streit allerdings nur teilweise beigelegt. Strittig bleibt noch, über welche Route die erste Etappe in Jerusalem genau verlaufen soll.
Der spektakuläre Giro 2018 soll mit einem 9,7 Kilometer langen Einzelzeitfahren in Jerusalem beginnen, danach folgen zwei weitere Etappen nach Tel Aviv und Eilat. Ob zum Auftakt auch Vorjahressieger Tom Dumoulin neben Froome und dem zweifachen Triumphator Vincenzo Nibali an den Start stehen wird, steht noch in den Sternen. Genau wie eine Teilnahme der deutschen Sprintstars Marcel Kittel oder André Greipel.
«Ich kann noch keine definitive Zusage geben. Ich starte immer da, wo meine Siegchancen am größten sind», sagte Dumoulin in Mailand, wo er in der ersten Reihe neben Nibali, dem nicht mehr aktiven Alberto Contador und dem italienischen Lokalmatador Fabio Aru saß. Froome hatte seine Zusage per Video-Botschaft gegeben.
Auf die 176 Starter warten acht Bergankünfte. 3546 Kilometer sind bis zum 27. Mai zu absolvieren, wenn der Giro-Tross in Rom auf die letzten Meter im Schatten des Colosseums auf die Zielgerade biegt. Nach dem Israel-Trip soll die vierte Etappe wieder in Italien beginnen, in Catania auf Sizilien. Sportminister Luca Lotti weiß um die besondere Bedeutung des Radrennens: «Das ist nicht nur ein Sportereignis, der Giro ist Teil unserer Kultur».
Chris Froome, Hauptdarsteller des Giro'18, will seinen ersten Sieg in Italien erringen und die Chance nutzen, den Rekord Bernard Hinaults einzustellen. In den Jahren 1982/83 hatte der Franzose jahresübergreifend die drei großen Rundfahrten Giro, Tour und Vuelta gewonnen. Froome hat mit seinem Tour- und Vuelta-Erfolg 2017 zwei Drittel dieser Strecke zurückgelegt. Jetzt soll der dritte Streich folgen.
Fast sechs Wochen Pause zwischen den Rennen - wegen der Fußball-WM in Russland verzögert sich der Tour-Start auf den 7. Juli - zerstreuten offenbar Froomes Zweifel, bei einem Doppelstart zu viel Kraft im Hinblick auf den angestrebten fünften Sieg in Frankreich zu lassen. «Die Ergebnisse des Vorjahres und die Leistungen meiner Mannschaft haben gezeigt, dass ich es schaffen kann», sagte der 32 Jahre alte Sky-Kapitän.
Zuletzt hatte der inzwischen verstorbene Italiener Marco Pantani 1998 das Double aus Giro- und Toursieg geschafft. Der Kolumbianer Nairo Quintana und der Spanier Contador waren daran zuletzt gescheitert.
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