Hagen (rad-net) - Die Bekanntgabe des Kurses des olympischen Straßenrennens der Frauen und Männer in Tokio entfachte eine Diskussion über die Gleichbehandlung im Radsport. Mehrere Sportlerinnen kommentierten den für 2020 vorgesehenen Kurs als entschärfte Version des Männerkurses, was laut ihnen eine Herabstufung des Frauenrennens bedeuten würde.
«Ich bin enttäuscht, dass wir nicht die Möglichkeit bekommen, ein ähnliches Rennen wie die Männer zu bestreiten. Ich würde gerne eine Erklärung hören, in der uns ein Grund genannt werden kann, warum wir nicht ein vergleichbares Rennen wie die Männer fahren können», kommentierte Annemiek van Vleuten (Mitchelton-Scott) den Kurs, den die UCI zusammen mit dem Veranstalter geplant hat.
Die Männer fahren 234 Kilometer mit 4865 Höhenmetern zum Teil über den höchsten Berg Japans, den Mount Fuji. Die Frauen müssen ein Strecke von 137 Kilometern und 2692 Höhenmetern bewältigen. Beide Rennen starten innerhalb Tokios und folgen der selben Straße in Richtung dem «Fuji International Speedway». Bei Kilometer 96 trennen sich die Strecken und die Frauen fahren eineinhalb Runden auf der Rennstrecke. Die Männer fahren weiter über den Fuji Sanroku Anstieg und anschließend über den Mikuni Pass und zum zweiten Mal über den Kagosaka Pass bevor sie nach 212 Kilometern auf die Rennstrecke einbiegen.
Die UCI verteidigt ihre Planungen und rechtfertigt den Kurs der Frauen damit, dass ein Start in Tokio zwingend erforderlich sei und man nur wenig Spielraum zwischen der Innenstadt Tokios und dem «Fuji International Speedway» gehabt habe, da die Frauenrennen auf eine Gesamtlänge von 160 Kilometern beschränkt sind. Außerdem sei das Rennen trotzdem noch eins der härtesten im ganzen Kalender der UCI. Nur das diesjährige La Course by Tour de France oder die Weltmeisterschaften in Innsbruck wären mit dem Kurs von Tokio vergleichbar. Die meisten Rennen im Kalender der Frauen bieten Höhenprofile, die nicht mit Männerrennen vergleichbar seien.
Frauen kämpfen schon seit Jahren für die Gleichbehandlung im Radsport und haben im Mountainbike und Bahnbereich schon viel erreicht, doch der Straßenradsport hinkt hinterher. Bei Olympia bekommen nur 67 Fahrerinnen einen Startplatz. Bei den Männern sind es 130.
«Es ist wichtig, dass jeder sich an der Diskussion beteiligt, sodass solche Situationen nicht direkt dermaßen eskalieren. Wir müssen zusammen mit allen Beteiligten, nicht nur mit einer Gruppe, herausfinden, wie Gleichberechtigung im Radsport aussehen muss. Ob gleiche Strecken das Problem lösen werden, glaube ich nicht. Meiner Meinung nach wird das olympische Straßenrennen sehr spannend werden. Man kann es einfach nicht immer allen recht machen. Von den Bergfahrerinnen hört man, die Strecke sei zu einfach, die Sprinterinnen wünschen sich einen Kurs wie bei einem Klassiker», so Gracie Elvin (Mitchelton-Scott) gegenüber Cyclingnews.
UCI veröffentlicht Kurs des olympischen Straßenrennens 2020 in Tokio ...