Berlin (dpa) - Der Streit zwischen dem französischen Renn-Veranstalter ASO und dem Radsport-Weltverband UCI hat längst das politische Parkett erreicht.
Der französische Sportminister Bernard Laporte, ehemaliger Trainer der Rugby-Nationalmannschaft Frankreichs, stellte sich der UCI und ihrem Chef Pat McQuaid nach den bisher weitgehend folgenlosen Sanktions-Drohungen gegen die Starter des Traditions-Rennens Paris-Nizza in den Weg. «Als Rugbyspieler hätte ich es nicht akzeptiert, dass ich gehindert worden wäre zu spielen. Genauso ist es jetzt mit den Fahrern. Ich unterstütze die Profis und den französischen Verband, weil er auf dem Boden unseres Sportrechts steht. Sie können weiter mit mir rechnen», sagte Laporte dem Internetanbieter «cyclingnews».
Laporte bot an, den Konflikt zu moderieren, «unter einer Bedingung: Dass nicht ein Partner sagt, so geht es und nicht anders.» McQuaid hat das Angebot bereits abgelehnt und die Kontakte zur Profi-Vereinigung AIGCP vorerst abgebrochen.
Dieses Gremium, dem der Ex-Profi Eric Boyer vorsteht, hatte sich zuvor für einen Start bei Paris-Nizza ausgesprochen, obwohl die ASO das Rennen aus der UCI-Verantwortung gelöst und unter die Regie des nationalen Verbandes FFC gestellt hatte. Die UCI verbot den Start, nannte die Veranstaltung «illegal» und drohte mit zahlreichen Strafen. Die Abschreckung wirkte nicht: 160 Profis gingen ins Rennen und ermittelten am 16. März ihren Gesamtsieger. Die Konflikte im Machtkampf der Funktionäre gehen garantiert weiter: Neue Termine für Auseinandersetzungen sind die bevorstehende Bahn-WM vom 27. bis 30. März in Manchester, am 13. April die ASO-Veranstaltung Paris-Roubaix und ab 5. Juli das Top-Event der aufmüpfigen Verlagsgruppe - die Tour de France.
Gerry van Gerwen, Manager des deutschen ProTeams Milram, glaubt nicht daran, dass die französischen Fahrer wie angedroht ein Startverbot für die Titelkämpfe in Manchester erhalten. Auch Minister Laporte rechnet nicht mit der Roten Karte durch die UCI: «Es gibt keinen Regelbruch des Verbandes oder der Fahrer.» Jean Pitallier fand starke Worte: «Keiner hindert französische Fahrer, an der WM teilzunehmen. Man müsste sie in Ketten legen. Ich fahre hin und sie auch».
Van Gerwen glaubt weiter an eine Lösung. «Wenn die Parteien die Emotionen ausblenden können und wieder rational vorgehen, könnte es einen Ausweg geben», meinte der Niederländer, geht aber auch davon aus, dass sowohl Paris-Roubaix als auch die Tour unter ASO-Regie laufen werden.
Pitallier, der wie Boyer einem Disziplinar-Verfahren durch die UCI entgegen sieht, erhielt am Wochenende auch Rückendeckung durch die einflussreichen Verbände aus Belgien, Italien, Spanien, Luxemburg und Österreich. Der Bund Deutscher Radfahrer BDR hatte es vor dem Start von Paris-Nizza zu dem bemerkenswerten Beitrag gebracht, ASO und UCI «dringlich» zur Beendigung ihrer Konfliktes aufzurufen.