Hamburg (dpa) - Der Rechtsstreit zwischen dem ehemaligen Radprofi Jan Ullrich und dem Heidelberger Molekularbiologen Werner Franke zieht sich weiter hin. Das Hamburger Landgericht wertete eine in Spanien durch die dortigen Ermittlungsbehörden vorgenommene Vernehmung des Doping-Arztes Eufemiano Fuentes als unbrauchbar, da keine der Parteien - wie von der deutschen Zivilprozessordnung gefordert - bei dessen Zeugenaussage anwesend war. In der gerichtlichen Auseinandersetzung geht es um die Behauptung Frankes, Ullrich habe Fuentes 35 000 Euro für die Anschaffung illegaler Substanzen gezahlt. Das war Franke auf Antrag der Ullrich-Anwälte per Einstweiliger Verfügung untersagt worden. Franke ging dagegen gerichtlich vor und hatte Fuentes als Zeugen benannt. Ullrich hat jegliches Doping stets bestritten.
«Wir kriegen Dr. Fuentes nicht hierher», sagte der Vorsitzende Richter Andreas Buske und setzte den nächsten Verhandlungstag für den 28. November an. Er regte an, weitere Zeugen zu hören, darunter Ullrichs ehemaligen Betreuer Rudy Pevenage. Frankes Anwalt Michael Lehner erwägt, Ullrichs ehemaligen Manager Wolfgang Strohband zu laden, der bei der Verhandlung als Zuschauer anwesend war. Strohbands Name taucht bei Überweisungen Ullrichs auf, die der Franke-Seite von der Bonner Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt und nun ins Verfahren eingebracht wurden.
Die Bonner Staatsanwälte hatten im April ein Betrugsverfahren gegen Ullrich gegen Zahlung einer sechsstelligen Summe eingestellt. «Unsere Ermittlungen über 21 Monate haben ergeben: Ullrich hat gedopt», hatte der zuständige Staatsanwalt Fred Apostel damals erklärt. Die Behörde belegte damals nach eigenen Angaben einen Zahlungsverkehr zwischen Fuentes und Ullrich über 25 000 Euro mit Bank-Unterlagen.
Ullrich-Anwalt Ulrich Theune warf Franke in der Verhandlung am Freitag vor, ein «gestörtes Verhältnis zur Rechtsordnung» zu haben. «Professor Franke hat sich vergaloppiert und ist zu eitel, das einzuräumen», sagte er. Frankes Behauptung, Ullrich habe Fuentes für Doping bezahlt, «ist falsch und bleibt falsch». Das Verfahren gleiche einem «Inquisitionsprozess, nach dem Motto, schauen wir mal, was dabei herauskommt». Franke nannte die unbrauchbare Vernehmung Fuentes' in Spanien «Kabarett», die Zahlungen seien aber belegt und Ullrich gerate in dem Rechtsstreit immer mehr unter Druck. Frankes Anwalt Lehner sagte: «Das Papier lügt nicht.»