Hamburg (dpa) - Der ehemalige Profi und Ex-ARD-Radsportexperte Marcel Wüst glaubt nicht an eine dopingfreie Zukunft im Radsport. Im Radsport wie im Sport im Allgemeinen werde «immer gedopt werden.
«Genauso wie in der Politik immer geschmiert und in der Wirtschaft immer bestochen wird», sagte Wüst dem Nachrichtensender N24. Trotz der positiven A-Probe von T-Mobile-Profi Patrik Sinkewitz glaube er, dass Doping bei der diesjährigen Tour de France eine eher geringe Rolle spielt: «Ich denke, die Tour wird auf Grund der Angst, erwischt zu werden, die jeder Fahrer hat, so sauber sein wie schon lange nicht mehr. Vielleicht so sauber wie noch nie.»
Zum Fall Sinkewitz sagte Wüst: «Dass es immer noch einige Unbelehrbare gibt, die glauben, sie seien schlauer als die Welt, das ist sehr tragisch. Ob jetzt Sinkewitz die Spitze des Eisberges ist von ganz vielen, die einfach so weitermachen, oder ob er die Nadel im Heuhaufen war, das wissen wir noch nicht. Ich denke, die Wahrheit liegt wie immer dazwischen.»
Der Doping-Bekämpfer Werner Franke von der Universität Heidelberg fordert dagegen, den Blick nicht nur auf die Fahrer zu lenken. «Es sind ja nicht nur die Fahrer. Die ganze Diskussion geht jetzt um Herrn Sinkewitz. Es sind Ärzte. Es sind Entourage-Leute, Mitarbeiter im Hintergrund, Trainer, Besorger von solchen (Doping-)Mitteln. Diesen Hintergrund, den muss man ausräumen», sagte Franke.
Erst wenn in Deutschland «Ärzte ihre Approbation verlieren, weil sie sich der Beihilfe zur Körperverletzung und des Verstoßes gegen das Arzneimittelmittelgesetz sowie des Verstoßes gegen ärztliche Ethik schuldig gemacht haben - erst dann haben wir einen Erfolg erzielt», sagte der Wissenschaftler weiter.