Mailand (dpa) - Zum 100. Geburtstag der «Primavera» hat sich Lance Armstrong als Stargast angemeldet. Erstmals seit sieben Jahren nimmt der Tour-de-France-Rekordsieger an Mailand-San Remo teil.
Vor seinem Europa-Comeback hat der amerikanische Stargast allerdings vor übertriebenen Erwartungen gewarnt. «Ich bin nicht hier, um zu gewinnen. Ich will eine gute Figur abgeben und wissen, wo ich stehe», sagte der Texaner. Erstmals seit sieben Jahren nimmt der Tour-de-France Rekordsieger an Mailand-San Remo teil - sehr zum Jubel der Veranstalter des ersten Frühjahrsklassikers. Denn für sie ist die Teilnahme des Astana-Kapitäns, der in dieser Saison zuvor nur Radrennen in Australien und den USA bestritten hatte, ein PR-Coup. So titelte die «Gazzetta dello Sport» am Freitag in freudiger Erwartung: «Der Cowboy kommt nach Mailand».
Der wortgewandte Astana-Kapitän wusste, was er den Gastgebern schuldig war und gab die Komplimente auf der dreiviertelstündigen Pressekonferenz vor rund 100 Journalisten zurück: «Ich habe Achtung vor der Historie des Rennens.» Vor allem der Anstieg zum Le Manie, den Armstrong in der Vorbereitung erklommen hatte, beeindruckte den 37-Jährigen: «Die Steigung ist hart.»
Während sich vor der «Classicissima» fast alles um den berühmten Rückkehrer drehte, wollen dessen Rivalen spätestens im Ziel aus dem Schatten des siebenfachen Tour-Champions fahren - allen voran der Milram-Rennstall. Doch beim einzigen deutschen ProTour-Team rumort es. Vor dem 298 Kilometer langen Eintagesrennen zog Teamchef Gerry van Gerwen ein ernüchterndes Zwischenfazit und nahm seine Profis in die Pflicht. «Es fehlt am letzten Kick. Wenn wir so weitermachen, erreichen wir unsere Ziele nicht», sagte der Niederländer.
In Norditalien setzt die Dortmunder Equipe alles auf die Karte Gerald Ciolek. Zwar feierte der 22 Jahre alte Pulheimer in dieser Saison erst einen Tagessieg bei der zweitklassigen Mallorca-Rundfahrt und plagte sich bei der Generalprobe Tirreno-Adriatico mit Magenproblemen herum - bei der Jubiläumsauflage soll mit dem Sprint- Ass in San Remo aber zu rechnen sein. «Wenn Gerald am Poggio vorne mit dabei ist und oben noch ein, zwei Fahrer an seiner Seite hat, bin ich zufrieden. Egal, ob er am Ende Erster, Fünfter oder Achtzehnter wird», gab van Gerwen als Marschroute vor. Sollte ihn sein Team aber erneut enttäuschen, droht der Milram-Boss mit Konsequenzen: «Das ist wie beim Fußball: wer seine Aufgaben nicht ernst nimmt, kommt auf die Bank oder gar auf die Tribüne.»
Acht Jahre nach dem letzten Erfolg von «Ruheständler» Erik Zabel, der sein Lieblingsrennen insgesamt viermal gewann, ist von den deutschen Startern nur Ciolek ein Coup zuzutrauen. Die Favoritenliste weist stattdessen die üblichen Verdächtigen wie Ex-Weltmeister Tom Boonen, den Italiener Alessandro Petacchi (2005) sowie den neuen Sprint-Dominator Mark Cavendish auf. Columbia-Sportdirektor Valerio Piva wollte dem vierfachen Tour-Etappensieger Cavendish aber nicht die Last zu hoher Erwartungen aufbürden: «Es ist seine erste Teilnahme und er soll vor allem Erfahrung sammeln, wie man Mailand- San Remo fährt.»
Während Ciolek und Co. der Jubiläumsauflage entgegenfiebern, sind einige prominente Kollegen nicht dabei: Vorjahressieger Fabian Cancellara (Schweiz) sagte wegen eines Todesfalls in der Familie ab, Straßen-Weltmeister Alessandro Ballan (Italien) fehlt bei einem der fünf «Monumente des Radsports» wegen einer Herpesinfektion.