Berlin (rad-net) - Ärzten, die sich am Doping zur Leistungssteigerung im Sport beteiligen, sollte von den zuständigen Landesbehörden die Approbation entzogen werden. Das empfahl der Vorsitzende der Zentralen Ethik-Kommission bei der Bundesärztekammer, Urban Wiesing, am Donnerstag in Berlin. Wiesing stellte die «Stellungnahme» seiner 16-köpfigen Kommission vor, die unter dem Titel «Doping und ärztliche Ethik» veröffentlicht wird. «Es gibt hier ein Vollzugsdefizit, das aufgehoben werden muss», unterstrich der Medizinwissenschaftler und Philosoph von der Universität Tübingen.
In dem Grundsatzpapier der Ärzteschaft heißt es, dass ärztliches Ethos «ausschließlich auf das Wohl und den Willen des Patienten ausgerichtet» sein müsse. Dennoch gelte als oberstes Prinzip das Gebot des Heilens. Wie Wiesing erläuterte, gebe es schon seit Jahren Grenzsituation, in denen sich Ärzte als sogenannte Körper-Designer betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten beugten, etwa in der Schönheitschirurgie, bei Anti-Aging und Wellness, aber auch bei der Leistungssteigerung von Sportlern. Wiesing stellte in diesem Zusammenhang klar: «Doping ist mit dem Sport nicht zu vereinbaren. Es gibt dazu keine Alternative, und Ärzte dürfen sich nicht daran beteiligen.»
Ein «Vollzugsdefizit» gibt es nach Auffassung der Zentralen Ethik- Kommission auch bei der Verfolgung von Dopingstraftaten. «Das Arzneimittelgesetz ist unmissverständlich und enthält keine juristischen Defizite», erklärte Wiesing. «Es muss von den Strafverfolgungs-Behörden vollzogen werden.» Strengere Antidoping- Regelungen im Arzneimittelgesetz «brauchen wir nicht».
Das Papier mit Empfehlungscharakter, das in einem einjährigen Beratungsprozess entstand, wird im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht. Als externe Experten hatten der Freiburger Molekularbiologe und Dopingforscher Werner Franke, der langjährige Arzt der Fußball-Nationalmannschaft, Wilfried Kindermann (Saarbrücken), und der Leiter des Biochemischen Instituts an der Deutschen Sporthochschule Köln, Wilhelm Schänzer, mitgewirkt.