Wien (dpa) - UEFA-Präsident Michel Platini sieht zwar keine
ernsthafte Doping-Problematik im Fußball, dennoch wird die UEFA in
Österreich und der Schweiz erstmals bei einer Europameisterschaft
neben den Urinproben auch Bluttests durchführen. Die Ausweitung der
rund 300 geplanten Doping-Kontrollen vor und während der Endrunde vom
7. bis 29. Juni soll sicherstellen, dass auch Substanzen wie das aus
Ausdauersportarten wie dem Radsport bekannte EPO, Wachstumshormone
und manipulierte Bluttransfusionen nachgewiesen werden können.
Bluttests hatte es schon bei der WM 2006 in Deutschland gegeben.
Die Ernsthaftigkeit ihres Kampfes gegen unerlaubte Mittel
unterstrich die Europäische Fußball-Union (UEFA) am Mittwoch in Wien
beim Finalisten-Workshop mit der Unterzeichnung einer Antidoping-
Charta durch die Präsidenten der 16 teilnehmenden Verbände. «Wir
wollten mit der Unterzeichnung der Charta eine echte Duftmarke setzen
und der ganzen Welt zeigen, dass wir das Doping bekämpfen», sagte
Platini im Wiener Ernst-Happel-Stadion.
Der ehemalige französische Weltklassespieler zeigte sich überzeugt
davon, dass Doping im Gegensatz zu anderen Sportarten kein großes
Problem im Fußball darstellt: «Ich glaube, ein organisiertes Doping
gibt es im Fußball nicht», sagte Platini, der allenfalls an «schwarze
Schafe» glaubt: «Man kann nicht ausschließen, dass der eine oder
andere Spieler abgleitet oder abrutscht. Aber organisiert - das kann
ich mir nicht vorstellen.» Für den Deutschen Fußball-Bund (DFB)
unterzeichnete in Abwesenheit des verhinderten Präsidenten Theo
Zwanziger Generalsekretär Wolfgang Niersbach die Charta.
Die deutsche Nationalmannschaft muss bereits vor ihrem ersten
Turnierspiel am 8. Juni in Klagenfurt gegen Polen mit einer
unangemeldeten Doping-Kontrolle etwa im Trainingslager auf Mallorca
(19. bis 30. Mai) rechnen. Denn jedes Team soll bereits vor dem
Beginn der Endrunde mindestens einmal getestet werden. Zehn Spieler
werden dabei pro Nation ausgewählt, das ergibt bei 16 teilnehmenden
Mannschaften 160 Kontrollen. «Wir sehen dem ganz gelassen entgegen,
weil es bei uns nichts zu verbergen gibt», kommentierte Niersbach.
Der DFB-Generalsekretär begrüßte ausdrücklich die Ausweitung der
Doping-Kontrollen: «Es hat bei der WM 2006 keine einzige positive
Probe gegeben. Trotzdem sind mehr Kontrollen richtig, um jeden
Verdacht zu ersticken.» Die Test-Resultate der unangemeldeten
Kontrollen sollen noch vor dem Eröffnungsspiel am 7. Juni vorliegen,
mögliche Doping-Sünder könnten damit vor dem ersten Anstoß bestraft
und vom Turnier ausgeschlossen werden. Bei Sanktionen gegen Verbände
muss jedoch mehr als ein Spieler betroffen sein, hieß es in Wien.
Während des Turniers werden bei jedem der 31 Spiele Kontrollen
durchgeführt. Pro Partie werden jeweils zwei Spieler pro Mannschaft
unmittelbar nach Spielende getestet. Das ergibt 124 Tests. 12 UEFA-
Dopingkontrolleure werden im Einsatz sein. Die Proben werden ins
Labor in Lausanne gebracht. Spätestens 48 Stunden nach der Abgabe der
Probe werden der UEFA die Testergebnisse zugestellt.