Berlin (dpa) - Jan Ullrich löste 1997 mit dem Sieg
bei der Tour de France in Deutschland eine Welle der Begeisterung für
den Radsport aus. Doch der große Triumph blieb ihm nur dieses eine Mal
vergönnt. Seine Karriere ab 2002 im Überblick:2002: Ullrich wird im
Mai nach nur einem Saisonrennen am Knie operiert. Am 1. Mai begeht er
unter Alkoholeinfluss Fahrerflucht in seinem Porsche. In der
Rehabilitation nach seiner Operation wird er am 12. Juni positiv auf
Amphetamin getestet und gesperrt. Er spricht von «zwei Tabletten, die
mir jemand in der Disco gab». Das Team Telekom kündigt seinen Vertrag.
2003: Im Winter wechselt Ullrich zum Team Coast. Nach Ablauf seiner
Dopingsperre gewinnt er am 21. April bei «Rund um Köln» sein erstes
Rennen seit Oktober 2001. Am 8. Mai wird sein Team vom Weltverband UCI
gesperrt. Er verlässt Coast und unterschreibt bei Bianchi. Bei der Tour
wird Ullrich zum fünften Mal Zweiter nur 61 Sekunden hinter Dauersieger
Lance Armstrong. Er verlässt Bianchi und schließt sich wieder dem Bonner
Team an, das inzwischen unter T- Mobile firmiert. Später verklagt er den
ehemalige Coast-Chef Günther Dahms auf Zahlung angeblich fehlender
Gehälter. Der früher Jeans- Hersteller Dahms will laut «Spiegel» nicht
zahlen mit dem Argument: «Der war doch damals schon gedopt.»
2006: Einen Tag vor dem Prolog der Tour am 30. Juni werden Ullrich,
Oscar Sevilla und sein Betreuer Rudy Pevenage vom T-Mobile- Team wegen
vermuteter Verstrickung in die Doping- Affäre Fuentes suspendiert. Drei
Wochen später einigt er sich mit seinem Arbeitgeber auf Auflösung des
Vertrages. Ende Juli leitet die Staatsanwaltschaft Bonn nach Anzeige der
Rechtsprofessorin Britta Bannenberg Ermittlungen gegen Ullrich wegen
Betruges zum Nachteil von T-Mobile ein.
2007: Ullrich gibt auf einer bizarren Pressekonferenz am 26. Februar
in Hamburg seinen Rücktritt bekannt. Die Staatsanwaltschaft Bonn weist
ihm anhand von positiven DNA-Analysen und registrierten Kontobewegungen
zumindest Kontakt zu Fuentes nach. Sein Ex-Masseur Jeff D'Hont erhebt
weitere Doping-Beschuldigungen, genau wie der Anti-Doping-Aktivist
Werner Franke, den Ullrich verklagt. Ullrich bestreitet alle Betrugs-
und Dopingvorwürfe.
2008: Der Bericht der Kommission, der die Vorfälle an der Freiburger
Uni-Klinik untersucht, stellt Verbindungen zwischen manipulierten
Blutdoping-Akten und Ullrich her. Franke lehnt ein Vergleichs-Angebot
der Ullrich-Anwälte ab, so dass der Prozess in Hamburg weitergeht. Am
14. April akzeptiert die Bonner Staatsanwaltschaft nach 21 Monaten
Ermittlungen einen Vergleich mit Ullrich, der eine sechsstellige Summe
an «gemeinnützige Institutionen und die Staatskasse» zahlen muss. Er
gilt als unschuldig im Sinne der jetzt verworfenen Betrugs-Vorwürfe.